Dem Schmerz davonlaufen?
Davonlaufen ist keine Option! Die klassischen Wehwehchen der Läufer sollten rechtzeitig behandelt werden.
Text: Stefanie Riedler
Abgenütztes Schuhwerk, das seine Dämpfung verloren hat, oder ein zu progressiv gesteigertes Laufpensum können schnell erfragt und somit als Auslöser identifiziert und eliminiert werden. Schwieriger wird die Ursachenforschung bei funktionellen Problemen des Bewegungsapparates. Die Abnützung des Sohlenprofils kann dabei schon erste Aufschlüsse geben über Laufstil und Beinachse. Als nächster Punkt in der Befundung steht die Ermittlung des Schmerzauslösers. Je nachdem, wo der Schmerz auftritt, treten anatomische Strukturen in den Fokus der Überlegungen und der anschließenden Behandlung.
Läuferknie
Nomen est omen. Das Tractus Syndrom ist eine der häufigst gestellten Diagnosen bei Läufern (s. Seite 14). Die Beschwerden resultieren häufig aus einer Dysbalance der Oberschenkelmuskulatur, wobei die vorne gelegene Streckermuskulatur meist um ein Vielfaches kräftiger ist als die hintere Beugermuskulatur. Darüber hinaus ist die Beckenmuskulatur (Abduktoren) und die seitliche Rumpfmuskulatur meist zu schwach ausgeprägt und sie können ihre stabilisierende Wirkung nicht entfalten.
Reduktion des Laufpensums oder Pause, je nach Ausmaß der Beschwerden, ist der erste Schritt. Ergometertraining erhält die Ausdauer. Im Zuge der Rehabilitation steht Kräftigung der schwachen Muskelpartien im Sinne eines Beinachsentrainings und auch das Schaffen eines optimalen Dehnzustandes der verkürzten Muskulatur im Vordergrund. So vermindert sich die Spannung im betroffenen Gebiet. Je nach Ausprägung klingen die Beschwerden meist in drei bis acht Wochen ab und man kann langsam das Training wieder aufnehmen. Beim Wiedereinstieg hilft Fingerspitzengefühl im Verein mit Erfahrung. Um ein Rezidiv zu vermeiden sollte verstärkt auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Belastung und Regeneration gelegt werden. Ein adäquater Trainingsplan, der auch Stabilisations- und Kräftigungsübungen beinhält, kann Läuferbeschwerden vermeiden und ist in jedem Fall sinnvoll, ob Hobby- oder Profisportler.
Zerrung / Faserriss
Ob es als Zerrung oder Muskelfaserriss in der Wade bezeichnet wird entscheidet lediglich die Quantität der betroffenen Muskelfasern. Die akute Nachversorgung ist aber in beiden Fällen gleich. Es kommt die PECH Regel zum Einsatz: Pause, Eis, Compression der betroffenen Stelle mit Hilfe einer Bandage und Hochlagern des betroffenen Beines. Die Dauer der Laufkarenz richtet sich nach der Schwere der Verletzung. In der Therapie wird nach den Akutmaßnahmen mit leichten Weichteiltechniken begonnen. Eine zusätzliche Anwendung von elektrotherapeutischen Maßnahmen wie dem Ultraschall erzielt eine Verbesserung der Wundheilung. Bei ausgeprägten Schwellungen und Hämatomen kommen auch Lymphdrainagen zum Einsatz. Training der Begleitmuskulatur, sowie langsam gesteigerte Kräftigung der Wadenmuskulatur sind ebenfalls Teil einer umfassenden Therapie.
Krämpfe
Um auftretende Krämpfe zu vermeiden kann schon eine ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit ausreichen. In manchen Fällen kann das Hinzufügen einer Messerspitze an Salz schon helfen und auch eine dosierte Einnahme von Magnesium hilft dem Muskel, sich nicht zu verspannen. Das Tragen von angepassten Kompressionsstrümpfen vom Bandagisten schafft zusätzliche Unterstützung. Tritt dennoch ein Krampf auf, hilft das sofortige Dehnen der Wade.
Achillessehnenentzündung
Auch häufig auftretende Achillessehnenentzündungen sind oftmals eine Folge von verkürzter oder verkrampfter Wadenmuskulatur durch Überbelastung und muskuläre Dysbalance. Zusätzlich zur oben angeführten Therapie verspricht hier die Anwendung von Laser Erfolg. In jedem Fall ist eine Kräftigung der Fußmuskulatur anzuraten. Die Muskeln des Fußgewölbes sind wie ein Steigbügel angelegt und ermöglichen so eine Art Trampolineffekt beim Laufen. Sie fungieren wie eine Federung oder ein Stoßdämpfer beim Auto. Können diese Muskeln dem Laufpensum aber nicht standhalten, so entstehen Beschwerden wie eben unter anderem Entzündungen der Achillessehne oder anderer Sehnen im Bereich des Sprunggelenks, umgangssprachlich bezeichnet man das als Zusammenbrechen des Fußgewölbes. Der Fersenkeil ist bei einer chronischen Entzündung der Achillessehne Standard.
Schienbeinkantensyndrom
Vorfußläufer geben oft Beschwerden an der vorderen Schienbeinkante an. Durch die starke Belastung des dort befindlichen Muskels entzündet sich die Knochenhaut. Auch beim „Shin Splint“ ist in erster Linie eine Pause einzulegen. Gleichzeitig wird mit abschwellenden und detonisierenden Maßnahmen begonnen. In weiterer Folge steht Kräftigung des Fußgewölbes im Fokus, um ein Einknicken nach innen (Pronieren) zu reduzieren und so die Reizung des Muskels zu mindern.
Laufen Sie also beim Auftreten von Beschwerden nicht davon, sondern zu Ihrer nächstgelegenen Sporttherapie!