Leben ala Carte – 1703

Hüftschnupfen

Hüftbeschwerden und Sport

Dr. Peter Gföller - Gelenkpunkt
Text: Priv. Doz. Dr. Peter Gföller

Bei Sportlern jeden Alters und Geschlechts können während und nach der Belastung Schmerzen im Bereich der Hüfte auftreten. Die Intensität des Trainings und die Trainingsumfänge spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die Belastungsfähigkeit ist abhängig vom Grad einer Vorschädigung, Trainingszustand und der Sportart.

 

Hüftbeschwerden und Sport

Das Gelenk

Das Hüftgelenk ist das größte Kugelgelenk unseres Körpers. Das obere Ende des Oberschenkelknochens ist gelenkig mit dem Becken verbunden, der Knorpelüberzug sorgt für fast reibungslose Bewegung. Eine Kapsel umgibt die Gelenkteile und sorgt für Schmierung durch die Produktion von Gelenkflüssigkeit. Muskeln, Sehnen und Bänder sichern das Gelenk und mehrere flüssigkeitsgefüllte Schleimbeutel polstern und befeuchten die umgebenden Strukturen. Diese Gleitgewebe ermöglichen den Muskeln und Sehnen eine fast reibungslose Bewegung gegeneinander und über Knochenvorsprünge.

Gemeinsam mit der unteren Rückenmuskulatur sorgt die Hüftmuskulatur im Hüft- und Oberschenkelbereich für die Stabilisierung, fängt Stöße ab und bringt Knie und Füße in die richtige Position. Sie bilden gleichsam den Dreh- und Angelpunkt der Kraftübertragung bei fast allen körperlichen Betätigungen. Insbesondere der abspreizenden Muskulatur (Abduktoren) kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie für die Stellung des Beckens während der verschiedenen Belastungsphasen verantwortlich ist.

Entzündungen

im Bereich der Muskulatur oder der Muskelansätze entstehen vor allem, wenn die Trainingsintensität gesteigert wird. Dabei kann der Körper die, durch jede Belastung entstehenden, Mikroverletzungen nicht mehr rechtzeitig reparieren. Das natürliche Gleichgewicht zwischen Verletzungsreiz und Regeneration wird gestört. Entzündungshemmende Maßnahmen (Kühlung, Topfenumschläge) und gezielte Kräftigungs- und Dehnungsübungen, idealerweise unter physiotherapeutischer Begleitung, sind die Therapie der Wahl.

 

Hüftbeschwerden und Sport

Schleimbeutelentzündungen

sind häufig Folge eines neuen Belastungsreizes durch Wechsel des Untergrundes oder der Laufschuhe, ungleichmäßiger Belastung beider Hüftgelenke bei unterschiedlichen Beinlängen, oder Gehen auf schrägem Untergrund. Auch geringe Traumen können zu einer Reizung der Schleimbeutel beitragen. Zu den Symptomen gehören sowohl Schmerz, Druckempfindlichkeit, Steifigkeit, seltener Schwellung und manchmal Rötung. Durch Belastungsreduktion und lokale entzündungshemmende Maßnahmen gehen die Beschwerden meist rasch zurück, in hartnäckigen Fällen kann eine Injektion in den Schleimbeutel erforderlich sein.

Lendenwirbelsäule

Probleme der Lendenwirbelsäule beziehungsweise des Kreuz-Darmbein-Gelenkes können in Richtung Hüfte ausstrahlen. Auch in diesem Fall helfen krankengymnastische Übungen und Rumpfstabilisierung.

Arthrose

Bei einer Gelenkabnutzung kommt es zum Verschleiß des Gelenkknorpels, die Knochenoberflächen reiben direkt aneinander. Dadurch kommt es zu Schwellung und Entzündung. Schmerzen in der Leiste und zunehmende Verschlechterung der Beweglichkeit sind erste Anzeichen. Sportler können ihrer Passion trotzdem oft noch lange nachgehen, sofern einige Punkte beachtet werden: Je geringer die Gewichtsbelastung des Gelenks, desto geringer die Beschwerden, deshalb sind Radfahren und Schwimmen die idealen Sportarten. Stoßbelastungen, wie Sprünge, Abwärtsgehen und Laufen auf hartem Untergrund reizen die angeschlagene Hüfte. Gut dämpfende Schuhe, Wahl eines weichen Untergrundes sowie regelmäßige Kräftigung der Rumpf- und Gesäßmuskulatur helfen, die Gelenke zu schonen. Dehnung zur Verbesserung des Bewegungsausmaßes im Hüftgelenk hat oft einen negativen Effekt und kann die Beschwerden sogar verschlimmern.

Künstliches Gelenk

Bei fortgeschrittener Hüftarthrose ist das chirurgische Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes eine Therapiemöglichkeit. Auch mit einer neuen Hüfte müssen die Sportschuhe nicht an den Nagel gehängt werden, jedoch sollten die Laufumfänge reduziert und ein großes Augenmerk auf die muskuläre Stabilisierung gelegt werden. Mit wenigen Ausnahmen können alle Sportarten, die vor der Operation sicher beherrscht wurden, auch danach wieder ausgeübt werden. Als Ursache für eine Hüftarthrose spielt der Sport übrigens eine untergeordnete Rolle, vielmehr sind Veranlagung, angeborene Formveränderungen der Gelenkkörper und chronische Erkrankungen ausschlaggebend.

Reizung des Ischiasnervs

Diese entwickelt sich oft durch Überlastung der umgebenden Muskeln, Sehnen und Bänder. Ein hinten in den Oberschenkel und das Knie ausstrahlender Schmerz ist dafür typisch. Dehnung sowie Kräftigung der verursachenden Muskelgruppen ist die Therapie der Wahl.

Ermüdungsbruch

Bei zu kurzen Regenerationsphasen und zu hoher Intensität kann es, vor allem bei Laufsportarten, quasi zu einer „Materialermüdung am Oberschenkel- oder Beckenknochen kommen. Mitauslösende Faktoren können ein Wechsel des Laufuntergrundes (von weichem Waldboden auf Asphalt), geringe Muskelmasse oder Essstörungen sein. Dann helfen nur noch Belastungsreduktion und Alternativtraining (z.B. Aquajogging), bis sich der Knochen erholt hat und die Fraktur verheilt ist.

Hüftschnupfen

Im Rahmen einer Grippe oder Entzündungen kommt es oft zu Gelenkbeschwerden, die auch vor der Hüfte nicht Halt machen. Der sogenannten „Hüftschnupfen“ verschwindet in der Regel mit der auslösenden Erkrankung. Zu den seltenen Ursachen von Beschwerden im Bereich der Hüfte zählen Nervenreizungen, Gefäßerkrankungen sowie Verletzungen der Gelenkslippe (Labrum).

Grundsätzlich sollte jeder Schmerz im Hüftbereich beim Sport ernst genommen und das Training pausiert werden. Die große Anzahl an unterschiedlichen Schmerzauslösern macht eine Diagnose auch für den erfahrenen Arzt oft schwierig. Mit modernen diagnostischen Hilfsmitteln wie Sonographie, Magnetresonanztomographie und einer eingehenden klinischen Untersuchung ist es jedoch möglich, die Ursache der Schmerzen festzustellen und den Patienten bezüglich einer weiteren Sportausübung zu beraten.

Generell sind hüftschonende Sportarten wie Schwimmen oder Rad fahren zur Trainings­ergänzung sehr empfehlenswert. Hüftbelastende Sportarten wie Fußball, Eishockey, Turnen oder Kampfsport sind dagegen, vor allem wenn bereits Beschwerden im Bereich der Hüfte vorhanden sind, wenig empfehlenswert. Ein vollständiger Sportverzicht ist jedoch auch bei schweren Erkrankungen der Hüfte meist nicht sinnvoll, vielmehr sollte die Auswahl der richtigen Sportart sowie Frequenz und Intensität des Trainings und die individuellen Voraussetzungen Grundlage für die Trainingsplanung sein.

Vorbeugung von Hüftschmerzen:

  • Verbessern Sie Ihre Beweglichkeit durch Dehnung der Hüftbeuger und -strecker.
  • Kräftigen Sie die Muskulatur im Bereich des Hüftgelenkes durch Übungen wie Ausfallschritte, Knieheben und seitliches Anheben des Beines im Liegen.
  • Verbessern Sie die Kraft und Ausdauer im Bereich der gesamten Rumpfmuskulatur, um die Stabilität und Koordination zu verbessern.
  • Achten Sie auf Ihre Haltung beim Sitzen, beim Gehen und Stehen.
  • Für Läufer ist es insbesondere wichtig, eine gute Lauftechnik zu entwickeln, dabei helfen Übungen des sogenannten „Lauf ABC“ (Knieheben, Anfersen, Seitwärts- oder Rückwärtsläufe)
  • Tragen Sie gute Sportschuhe und wechseln Sie diese regelmäßig. Bei Problemen ist eine Laufanalyse vor dem Schuhkauf anzuraten.
  • Vermeiden Sie Übertraining, versuchen Sie nicht die Intensität und die Dauer oder Frequenz ihres Trainings zu schnell zu steigern.