Leben ala Carte – 1802

Gar nicht konservativ

Nicht operative Behandlung der Kniearthrose

PD Dr. Christian Hoser - Gelenkpunkt
Text: Priv. Doz. Dr. Christian Hoser

Nach einer Phase der Selbstbehandlung von Knieschmerzen suchen die meisten Patienten nach einigen Tagen oder Wochen einen Arzt auf. Diese Latenzzeit sollte nicht zu lange sein, da eine sinnvolle konservative (= nicht operative) Behandlung den Verlauf einer sich anbahnenden Arthrose verlangsamen und operative Maßnahmen auf jeden Fall hinausschieben kann. Auch bei bereits fortgeschrittener Arthrose ist es möglich die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen so weit zu bessern, dass eine gute Lebensqualität entsteht.

 

Es gibt durchaus Sportarten, die Ihrem Knie guttun
Es gibt durchaus Sportarten, die Ihrem Knie guttun

Mechanische Maßnahmen

Aktivität dosieren und modifizieren
In der Schmerzphase sind kniegelenksbelastende Aktivitäten wie Laufen, Springen, Wandern, Arbeiten in tiefer Hocke und Beugerotationsbelastungen verboten. Völlige Inaktivität ist jedoch ebenso Gift für das Knie, den gesamten Körper und die Psyche. Gemeinsam mit ihrem Arzt und Physiotherapeuten können Sie ein Aktivitätsprogramm entwickeln, das dem Knie gut tut.

Schuheinlagen
Sehr häufig steht am Beginn der Kniearthrose eine Beinachsenveränderung in Richtung X- oder O-Bein. Die dadurch entstehende einseitige Überlastung des Kniegelenks wird durch die Verwendung von Schuheinlagen mit einer Erhöhung auf der Innen- oder Außenseite deutlich reduziert. Schuheinlagen werden vom Orthopädietechniker persönlich für Sie angefertigt und führen häufig zu einer erheblichen Verbesserung.

Knieschienen
Eine spezielle Art von Knieschiene kommt zur Anwendung, die ein X- oder O-Bein in Richtung gerade Beinachse drückt. Auch diese Schiene wird durch den Orthopädietechniker persönlich an Ihr Bein angepasst. Viele unserer Patienten verwenden die Knieschiene für Ihren Alltag oder ihre Aktivitäten, zum Beispiel werden sie für Abwärtsstrecken bei einer Wanderung angelegt und wenn es aufwärts geht wieder im Rucksack verstaut.

Spezielle Schuhe
Das Schuhwerk spielt für das Auftreten von Symptomen am Kniegelenk eine wesentliche Rolle. Laufschuhe, die besonders weich und gedämpft sind oder auch Schuhe mit speziellem Sohlenaufbau, die eine sehr starke aktive muskuläre Stabilisierung benötigen, haben sich in unserer Erfahrung für viele Patienten als sinnvoll herausgestellt.

Physiotherapie
Die Physiotherapie kann zwar am Vorhandensein von Abnützungsveränderungen am Kniegelenk nichts ändern, es ist ihr jedoch möglich die sekundären und für Schmerzen sehr oft verantwortlichen Phänomene an und in der Nähe des Kniegelenkes bzw. des gesamten Beines bis zur Wirbelsäule hinauf positiv zu beeinflussen.

Sport
Sportliche Aktivitäten bei Arthrose sollen auf keinen Fall beendet werden. Es ist jedoch erforderlich, dass die Art der betriebenen Sportart, die Intensität und der Umfang angepasst und modifiziert werden. Generell sind dabei jene Sportarten zu bevorzugen, die wenig Stoßbelastungen und Drehbelastungen beinhalten (wie z. B. Radfahren, Schwimmen ohne Brustbeintempo, Ruderergometer). Als nächste Stufe der guten Sportarten sind Langlaufen, Ellipsentrainer, aufwärts gehen (ganz wichtig aufwärts und nicht eben und auf keinen Fall abwärts) zu nennen.

 

Bereits vorhandene Abnützungen können mit Injektionen behandelt werden
Bereits vorhandene Abnützungen können mit Injektionen behandelt werden

Bio-chemische Maßnahmen

Nicht steroidale Antirheumatika 
In der Schmerzphase spielt sehr häufig die durch die Abnützung entstandene Entzündung die größte Rolle. Die primären dafür verwendeten Medikamente sind Substanzen aus der Klasse der nicht steroidalen Antirheumatika. Die wohl bekanntesten sind Voltaren, Proxen, Seractil, Brufen und Ibuprofen. Eine kurzzeitige Verwendung unter entsprechenden Magenschutzmaßnahmen hat ein geringes Nebenwirkungsprofil aber keine Nebenwirkungsfreiheit.

Injektionen
In der Behandlung von bereits vorhandenen Abnützungen spielen Injektionen eine wesentliche Rolle. Dabei unterscheidet man injizierte Präparate, die die Entzündung reduzieren und damit am Ort des Geschehens direkt wirken (Cortison-Präparate) und Injektionen mit Substanzen, die die Widerstandsfähigkeit des Knorpels steigern. Diese können das weitere Abschilfern von Knorpel­anteilen reduzieren und haben so einen positiven Einfluss auf den Verlauf. Dabei ist die Hyaluronsäure an vorderster Front zu nennen.

Orale Substitutionspräparate
Hier zählt Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat zu den wirksamsten Präparaten und hat seine Wirksamkeit auch in Studien unter Beweis gestellt.

Anwendung von Wärme und Kälte
Abgenützte Kniegelenke sind grundsätzlich eher warm zu halten und vor Kälte zu schützen. Eine zusätzliche Schicht im Winter oder lieber eine lange statt einer kurzen Hose sind einem Kniegelenk meistens zuträglich. Nach einer intensiven Belastung macht es jedoch Sinn die eventuell auftretenden Schwellungen und Entzündungen durch eine kühlende Therapie zu reduzieren (z. B. Topfenumschlag).

Ernährung
Ob eine spezifische Ernährung, die Arthroseprobleme reduzieren oder vermeiden hilft, kann aus den bisherigen Forschungsergebnissen nicht abgeleitet werden. Ausnahme: Wenn jemand eine Neigung zu erhöhter Harnsäure in sich trägt, kann dies dazu beitragen, dass sich gerade abgenützte Gelenke entzünden und somit schmerzhaft
werden.