Zwickt‘s mi, i man i tram!
Therapie nach Meniskusoperation
Text: Stefanie Riedler
Zu Beginn ist es oft nur ein ungutes Zwicken im Knie und man will es noch nicht recht wahr haben, dass vielleicht doch etwas kaputt gegangen ist. Doch wie Wolfgang Ambros weiter singt „hüft oft ka Zwicken“ um das Zwicken im Knie zu vertreiben. Nach der MRI Untersuchung wird es zur schmerzhaften Realität – der Meniskus ist gerissen.
Gehört man zu den „Glücklichen“, die sich den Meniskus im gut durchbluteten Randareal gerissen haben, wird dieser mit einer Meniskusnaht versorgt. Wie Sie im Artikel von Dr. Florian Dirisamer und Dr. Christian Fink lesen ist es von großer Bedeutung, so gut es geht meniskuserhaltend zu operieren. Die Stoßdämpferfunktion im Gelenk bleibt erhalten und Belastungsspitzen am Gelenksknorpel werden verringert.
Die physiotherapeutische Nachbehandlung einer Meniskusnaht hängt von der operativen Versorgung ab. Die Dauer der Entlastung und die Bewegungseinschränkung variieren je nach Lage und Risslänge. Vorgaben zu diesen Parametern bekommt der Physiotherapeut direkt vom Operateur. Zu Beginn haben alle eine Bewegungslimitation in Form einer Schiene, um den Meniskus durch zu forciertes Bewegen in Rotation, Beugung oder Streckung nicht unnötig unter Stress zu setzen. Krücken sorgen für eine adäquate Entlastung.
In der ersten Phase der Therapie geht es weniger um einen Mobilitätsgewinn, als vielmehr darum, das Gelenk von der Schwellung zu befreien. Lymphdrainage hilft in diesem Fall sehr gut. Auch die oberflächlichen Hautnähte werden mobil und weich gehalten. Obwohl sie bei einer arthroskopischen Versorgung nur wenige Millimeter groß sind, möchte man ein Verkleben verhindern. Intermittierende Traktionen, also Zug im Kniegelenk, sorgen für eine optimale Situation der Gelenksflüssigkeit und wirken entlastend und schmerzstillend.
Des Weiteren liegt das Augenmerk darauf, dass die Region um die Meniskusnaht gut durchblutet wird um die Heilung zu fördern. Das meint, dass die Arterien welche das Knie mit frischem sauerstoffangereichertem Blut versorgen, sowie der venöse Abflussweg retour zum Herz frei durchgängig sein sollen. Dazu dienen Weichteiltechniken im Verlauf dieser Gefäße.
Weil der Patient zu Beginn der Nachbehandlung das Bein eine Zeit lang nicht belasten darf, würde die Muskulatur rapide an Umfang verlieren. Um dieser Atrophie etwas entgegenzuwirken ist es ratsam, ein mobiles Elektrostimulationsgerät auch für den Heimgebrauch zu verwenden. Mit Hilfe von Schwellstrom wird die Muskulatur, auch ohne das Knie zu bewegen, angespannt. Eine andere Stromform, welche den Stoffwechsel fördert, wird in Kombination dazu angewendet.
In den kommenden Wochen werden, in Absprache mit dem Arzt, das Bewegungsausmaß und die Belastung sukzessive gesteigert. Bei der Therapie verschiebt sich der Fokus auf die Mobilisation des Kniegelenks im erlaubten Bereich. Mit manualtherapeutischen Methoden werden Beugung und Streckung mobilisiert, und die umgebende Muskulatur behandelt. Ziel ist es, Verklebungen im Bereich des Knies durch die längere Ruhigstellung, und postoperative Schwellung zu vermeiden.
Sobald das Knie vollbelastet werden darf, kann mit dem Aufbautraining begonnen werden. Eine optimale Rehaplanung lesen Sie im Artikel von Doris Auer. Doch auch bereits ohne auf das Bein steigen zu dürfen, kann das betroffene Bein trainiert werden. Die seitliche Hüft- und Gesäßmuskulatur wird mit Manschetten oberhalb des Kniegelenkes beübt, sodass keine Belastung ins betroffene Knie weiterläuft. Auch das gesunde Bein bleibt in der Reha in Form.
In enger Zusammenarbeit zwischen Therapeut, Arzt und Patient, intensiver Therapie und Training unter Einhaltung der Vorgaben verwandelt sich der Ohrwurm von „Zwickt´s mi“ in „Schi foan“.