Ins Hüftgelenk schauen
Spezial MRT für junge Hüftpatienten
Text: Roland Prosser
Die Traktions-Arthro-MRT ermöglicht eine genaue Beurteilung des Zustandes des Hüftgelenkes und auch der Ursachen für krankhafte Veränderungen. Die mittlerweile in ganz Europa angewandte Diagnosetechnologie wurde wesentlich in Tirol entwickelt. Die hochpräzise Darstellung hilft dem Arzt, die richtige Behandlung zu wählen. Leben à la carte sprach mit dem Leiter der Radiologie in der Privatklinik Hochrum, in der mit Hilfe des 3-Tesla-MRT besonders genaue Darstellungen aus dem Körperinneren gewonnen werden können.
Was versteht man genau unter einer Traktions-Arthro-MRT?
Dr. Prosser: Die Traktions-Arthro-MRT ist eine weitgehend schmerzlose Untersuchungsmethode zur Darstellung der zentralen Anteile des Hüftgelenkes: Gelenksknorpel, Gelenkslippe (Labrum), Gelenkskapsel, Muskel und Bänder. Auch die knöchernen Gegebenheiten der Hüftpfanne und des Hüftkopfes/Schenkelhalses können genauestens beurteilt werden. Das Besondere ist, dass mit einer speziellen Vorrichtung der Gelenkskopf einige Millimeter aus der Hüftpfanne gezogen (lat. „trahere“) wird. Dadurch kann mit der vollkommen strahlenfreien Magnetresonanztomographie auch der Zustand des Knorpelgewebes beurteilt werden.
Bei welchen Patienten wird diese Untersuchung durchgeführt?
Die Traktions-Arthro-MRT dient insbesondere der Abklärung von Hüftgelenksbeschwerden bei jüngeren Patienten. Der Orthopäde wird immer bemüht sein, das natürliche Gelenk möglichst zu erhalten. Wenn ein 25-jähriger schon einen Gelenkschaden aufweist, kann das z. b. auf Grund einer angeborenen anatomischen Variante passieren, wie einer ungünstigen Taillierung des Schenkelhalses. In so einem Fall kann eine gezielte OP schon Abhilfe schaffen.
Wie läuft diese Untersuchung in der Privatklinik Hochrum ab?
Zuerst werden für die Beurteilung der Hüfte zwei Röntgenbilder angefertigt. Anschließend erfolgt unter Durchleuchtung und sterilen Bedingungen die Injektion einer Kochsalzlösung direkt in das Hüftgelenk. Der Patient wird anschließend liegend in einer Lagerungsschiene und mit einem Spezialschuh im MRT positioniert und die zu untersuchende Seite mit der Zugmaschine verbunden. Unter stetem Zug wird nun der Hüftkopf um wenige Millimeter aus der Pfanne gezogen. Mittels hochauflösendem 3-Tesla-MRT können nun die zentralen Anteile des Gelenks beurteilt werden. Alles zusammen dauert ca. eine Stunde und ist ausgesprochen komplikationsarm.
Wer hat diese Methode entwickelt?
Das ursprüngliche Konzept stammt vor ca. zehn Jahren aus der Schweiz. Diese Methode aber war impraktikabel. Erst durch eine zündende Idee des Radiologen Dr. Ehrenfried Schmaranzer, Primar im Krankenhaus St. Johann in Tirol, konnte die Traktions-Arthro-MRT sicher und erfolgreich in den Klinikalltag eingeführt und mittlerweile in vielen Ländern etabliert werden.