Kunst (am) Gelenk
Parallel zum Topniveau der Endoprothetik hat auch die Reha einen hohen Level erreicht
Text: David Ortner
Heutzutage werden österreichweit jährlich rund 20.000 Hüfttotalendoprothesen von Ärzten implantiert. Der Hüftgelenksersatz zählt somit zu den häufigsten orthopädischen Operationen, die in unseren Spitälern täglich durchgeführt werden.
Die hohe mechanische Belastung auf die Gelenke im Verlauf des Lebens, sowie die steigende Lebenserwartung, führen zu einem vermehrten Verschleiß des Knorpels. Die damit einhergehenden Schmerzen vermindern für viele Menschen ihre Lebensqualität. Nach Ausschöpfung aller konservativen Möglichkeiten zur Schmerzreduktion, wie Physiotherapie und medizinischer Trainingstherapie, ist eine Operation unumgänglich.
Schon ab dem Tag der Operation beginnt die Betreuung durch einen Physiotherapeuten. Nach einer umfangreichen Aufklärung des Patienten über das neue Hüftgelenk, können bereits in der ersten Phase der Therapie die ersten Gehversuche beginnen. Um eine bestmögliche Einheilung der Hüftprothese in den Oberschenkelknochen zu gewährleisten, wird die Verwendung der Stützkrücken als Gehhilfe für die Dauer von sechs Wochen empfohlen. Da das Gangbild nach der Operation aufgrund muskulärer Schwäche noch eingeschränkt ist, wird der korrekte Umgang mit zwei Stützkrücken geübt und ständig verbessert. Erst ein ausreichend muskulär stabilisierter und hinkfreier Gang beendet die Notwendigkeit, diese zu verwenden.
In der passiven Therapie ist es notwendig, das von der Operation oft geschwollene Bein mittels Lymphdrainage von der Schwellung zu befreien. Hierbei wird das Lymphsystem über sanfte Griffe stimuliert, um so zu einer Schwellungsreduktion beizutragen. Auch die Elektrotherapie kann mit einer abschwellenden Stromform zur Anwendung kommen. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Tonusregulierung der bein- und hüftumgebenden Muskulatur. Ein verändertes Gangbild nach der Operation führt unter anderem häufig zu verspannter Muskulatur, die wiederum Schmerzen verursacht. Verschiedene Weichteiltechniken tragen hier zu einer Linderung der Symptome bei. Neben speziellen Massagetechniken, wie beispielsweise der Funktionsmassage, werden auch Faszientechniken eingesetzt. Durch die vom Therapeuten gesetzten mechanischen Reize wird die Durchblutung des Gewebes gesteigert und schlussendlich eine Schmerzlinderung erzielt.
Auch die Beweglichkeit des neuen Hüftgelenks wird, angepasst an die Wundheilung, bis zum Erreichen des vollständigen Bewegungsausmaßes nach und nach gesteigert. Da jedoch das Hüftgelenk nach der Operation in seiner Physiologie stark beeinträchtigt ist, gibt es vor allem in den ersten sechs Wochen genaue Verhaltensregeln, um ein Luxieren des Hüftkopfes aus der Hüftpfanne zu vermeiden. Beispielsweise ist die Mobilisation der Hüftbeugung in dieser Zeit auf 90° beschränkt. Eine sukzessive Steigerung der Beweglichkeit ist somit erst ab dem Beginn der siebten postoperativen Woche angezeigt. Auch das Koordinations- und Gleichgewichtstraining wird an diese „Sechs-Wochen-Regel“ angepasst. Beidbeiniges Gleichgewichtstraining wird nach sechs Wochen bereits durch einbeinige Übungen abgelöst. Abschließend gilt es noch Verklebungen im Bereich des OP-Zugangs mittels Narbenmobilisation zu vermeiden. Auch ein spezieller Laser kann hier für die Behandlung der Narbe, direkt nach der Nahtentfernung, zur Wundheilungsförderung angewendet werden.
Um den Therapieerfolg zu erhalten, werden Eigenübungen wie beispielsweise Dehnungsübungen gegen muskuläre Verspannungen und zur Förderung der Gelenksbeweglichkeit vom Patienten in Selbstverantwortung zuhause durchgeführt.