Schnell passiert. schnell kuriert?
Knochenbrüche bei Kindern
Text: Dr. Karin Hausberger, FÄ für Unfallchirurgie
Sei es beim Schaukeln am Spielplatz, beim Skifahren oder beim Fußballspielen. Wenn die Krafteinwirkung auf das Skelett bei einem Unfall zu groß wird, bricht der Knochen. Doch das kindliche Skelett ist keine Miniaturversion des erwachsenen Knochengerüsts. Es verfügt über spezielle Eigenheiten. Deshalb erfordern Frakturen bei Kindern und Jugendlichen auch eine besondere Behandlung. Dr. Karin Hausberger, Unfallchirurgin an der Privatklinik Hochrum, erklärt im Interview, was es mit Knochenverletzungen im Wachstumsalter auf sich hat.
Wodurch unterscheiden sich Knochenbrüche bei Kindern von jenen bei Erwachsenen?
Sie unterscheiden sich in Bruchform, Bruchlokalisation, in der Behandlung, in der Heilung – im Grunde genommen beinahe in allem. Kinder haben z. B. ein viel höheres Heilungspotential als Erwachsene. Beim Längenwachstumsschub, welcher von den Wachstumsfugen ausgeht, können viele kleine Fehler korrigiert werden. Wenn sie verletzt werden, kann es zu Komplikationen und Wachstumsstörungen kommen. Eine weitere Besonderheit des kindlichen Knochens ist die dickere Beinhaut, die den Knochen umgibt und für dessen Dickenwachstum verantwortlich ist. Nur Kinder können sogenannte Grünholzfrakturen erleiden, bei denen die Knochenhülle intakt bleibt, während der darunterliegende Knochen bricht.
Wie wird bei Kindern eine Fraktur diagnostiziert?
Die Abklärung eines Knochenbruchs erfolgt – gleich wie bei Erwachsenen – fast immer mittels Röntgen. Denn so können die Bruchform und die Verschiebung schnell bestimmt werden. Die behandelnde Ärztin bzw. der Arzt sieht, ob etwas gerade gerenkt werden muss oder ob nur eine Ruhigstellung notwendig ist. In der Privatklinik Hochrum haben wir zudem ein hochmodernes MRT, mit dem eine weitere strahlenfreie Abklärung von in Mitleidenschaft gezogenen Gelenken und Weichteilen dargestellt werden kann. Wenn eine Operation nötig ist, kann diese sehr rasch durchgeführt werden, ohne dass der kleine Patient lange warten muss.
Und wann muss operiert werden?
Viele Knochenbrüche, die lange Röhrenknochen betreffen, werden konservativ behandelt, also mit starren Kunststoffverbänden oder mit einer Schiene. Wenn die Bruchteile massiv verschoben sind, der Winkel zwischen den Bruchstücken zu groß ist oder ein zu großer Drehfehler vorliegt, dann muss operiert werden. Mit Stiften und Drähten, in seltenen Fällen Schrauben und Platten, werden die Knochenteile in die richtige Position zurückgebracht. Die Wachstumsfugen müssen dabei intakt bleiben, weil eine Verletzung derselben zu einem gestörten Längenwachstum führen kann. Meist werden die stützenden Strukturen in einem Folgeeingriff wieder entfernt. Selbstverständlich werden die kleinen Patienten während ihres Krankenhausaufenthalts stets einfühlsam begleitet.
Eine typisch kindliche Verletzung: Der Oberarmknochen eines 7-jährigen Mädchens ist oberhalb des Ellenbogens gebrochen.
Nach dem Einrenken wird der Knochen mit Stiften fixiert.