Dem Krebs davonlaufen

Wie Bewegung als Krebs-Prävention oder bei einer Krebserkrankung hilft

Fiegl Michael
Text: Univ.-Doz. Dr. Fiegl Michael, FA für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Geriatrie

Bei einer Krebserkrankung soll der Körper geschont werden? Diese Ansicht ist inzwischen veraltet, denn wissenschaftliche Studien belegen, dass moderate Bewegung vielerlei positive Auswirkungen haben kann. Doch auch für die Krebsprävention sowie als Sekundärpropyhlaxe, um nach einer Krebsbehandlung einen Rückfall zu vermeiden, sollte Sport heute unbedingt mitgedacht werden. Wie sich die körperliche Betätigung auf die psychische und physische Gesundheit auswirkt, erklärt der Internist Univ.-Doz. Dr. Michael Fiegl, Facharzt für Innere Medizin und Ärztlicher Direktor in der Privatklinik Hochrum, im Interview mit Leben à la carte.

 

Sportliche Betätigung wirkt sich präventiv während einer Krebserkrankung und als Sekundärprophylaxe positiv auf die physische und psychische Gesundheit aus.
Sportliche Betätigung wirkt sich präventiv während einer Krebserkrankung und als Sekundärprophylaxe positiv auf die physische und psychische Gesundheit aus.

 

Wie kann Sport helfen, Krebs vorzubeugen? Studien zeigen, dass Sport ein zentrales Instrument ist, um Risikofaktoren für Krebs zu kontrollieren. Dazu gehören einerseits Parameter, die mit Übergewicht in Zusammenhang stehen, wie der Body Mass Index, Bauchumfang oder Zuckerspiegel – andererseits wirkt sich Bewegung auch positiv auf den Hormonhaushalt aus. So wird die Produktion von Hormonen, die das Zellwachstum beeinflussen, etwa Östrogen, Insulin oder IGF-1, in Balance gehalten. Sport ist sozusagen ein Antirisikofaktor für Krebsentstehung: bei Darm-, Brust- oder Gebärmutterkrebs konnten Forscherinnen und Forscher diese Zusammenhänge ganz klar aufzeigen. Auch bei Nieren-, Blasen-, Speiseröhren- und Magenkrebs ist das Risiko verringert, bei anderen Krebsarten bedarf es noch weiterer Untersuchungen. Die Sterblichkeit bei Brust-, Dickdarm und Prostatakrebs wird reduziert.

Welchen Einfluss hat Sport auf Menschen mit einer Krebserkrankung? Eine Krebsdiagnose, Operation und anschließende Therapien stellen oft eine erhebliche körperliche, aber auch seelische Belastung dar. Sport kann hier ein großes Stück Lebensqualität zurückgeben: Der Körper bleibt leistungsfähig, Ausdauer und Beweglichkeit steigen. Insgesamt erleben Patientinnen und Patienten, dass das Vertrauen in ihren Körper wieder steigt, starke Erschöpfungszustände sind seltener und Depressionen werden gemildert. Wer sich körperlich betätigt, schläft danach auch besser und im Schlaf arbeitet das Immunsystem schließlich auf Hochtouren. Wichtig ist, niemals an seine Grenzen zu gehen. Auch gemütliche Aktivitäten mit niedrigem MET-Wert (metabolic equivalent task) wie Yoga oder Spazierengehen fördern die Genesung.

 

Gemütlichere Sportarten, wie Yoga, fördern die Genesung während einer Krebserkrankung.
Gemütlichere Sportarten, wie Yoga, fördern die Genesung während einer Krebserkrankung.

 

Und inwiefern nützt körperliche Betätigung, wenn Betroffene bereits tumorfrei sind? Auch wenn Patientinnen und Patienten tumorfrei sind, können unentdeckte Metastasen noch Jahre später wieder zu wachsen beginnen. Sport und körperliche Betätigung verringern dieses Risiko: dies ist insbesondere bei Darm- und Brustkrebs belegt. Interessanterweise macht sich der positive Effekt auf die Gesundheit in jedem Fall bemerkbar – unabhängig davon, ob man vor der Krebserkrankung sportlich war oder nicht. Betroffene sollten etwas finden, das ihnen Spaß macht. Nur so werden sie langfristig und konsequent Sport betreiben.