Nur nicht den (Tibia)Kopf zerbrechen!
Wie die Radiologie Frakturen des Schienbeinkopfs auf Schiene bringt
Text: Dr. Florian Koppelstätter, Facharzt für Radiologie
Mit dem ersten Puder auf den Pisten schneien auch die ersten Verunfallten in die Privatklinik Hochrum. Das Krankenhaus ist aufgrund seiner Nähe zu mehreren Tiroler Schigebieten ein sehr unfalllastiges. Deshalb hat Dr. Florian Koppelstätter, Facharzt für Radiologie, in der kalten Jahreszeit viel zu tun. Unter den schweren Verletzungen finden sich häufig auch Brüche des Schienbeinkopfes. Im Interview mit Leben à la carte erklärt er, wie die Tibiakopffraktur aus radiologischer Sicht zu bewerten ist und wie er Licht ins Dunkel des Kniegelenkes bringt.
Was erwartet einen Patienten oder eine Patientin mit Tibiakopffraktur?
Die Tibiakopffraktur ist eine schwere Verletzung, die eine rasche Bildgebung notwendig macht. Anschließend kann unverzüglich mit den therapeutischen Maßnahmen begonnen werden. Konkret kommt die verletzte Person nach dem Unfall mit der Rettung, wird in der Unfallambulanz untersucht und dann geht es gleich zu uns in die Radiologie. Nach ein paar Minuten ist der Patient oder die Patientin auch schon wieder fertig und wir von der Radiologie schauen uns die Bilder an, oft auch gemeinsam mit dem Unfallarzt bzw. der -ärztin gemeinsam. Und das alles geschieht praktisch ohne Wartezeiten.
Welche Schweregrade unterscheiden Sie bei einem solchen Bruch?
Eine Tibiakopffraktur kann von einer leichten Impression des sogenannten Tibiaplateaus, also der Gelenksfläche, bis hin zu einem dislozierten frakturierten Tibiakopf reichen, also einem Bruch in mehrere Teile, die verschoben sind. Und natürlich gibt es auch alles dazwischen, von Trümmerbruch bis Spaltbruch oder Beteiligung des Schienbeinschaftes. Was dann im Einzelfall zu tun ist, muss der Unfallchirurg oder die Unfallchirurgin beurteilen. Grundlage dafür ist eine exakte, radiologische Frakturanalyse.
Welche Geräte setzen Sie dafür ein?
Wenn der Verdacht auf eine Tibiakopffraktur besteht, ist die Computertomografie die primäre Bildgebung. Falls der Arzt oder die Ärztin auch vermutet, dass Weichteilstrukturen wie Bänder, Menisken oder Knorpel beteiligt sind, werden wir zusätzlich ein MRT durchführen. In der Privatklinik Hochrum verfügen wir über einen schnellen, hochauflösenden 3-Tesla-MR-Scanner, der höchst präzise Messungen zulässt.
Welche Rolle spielt die interdisziplinäre Zusammenarbeit für Sie?
Eine große Rolle! Ich sage immer, es ist wichtig, dass wir Radiologen ein gewisses klinisches Verständnis haben und auch die „Unfaller“ (Anm. Unfallchirurgen) ein radiologisches Wissen. Wir arbeiten Tür an Tür miteinander, da ist immer ein reger Austausch. So können auch Zufallsbefunde wie beispielsweise ein Knochentumor sofort weiterkommuniziert werden. Keiner von uns sitzt im stillen Kämmerchen und arbeitet allein vor sich hin. Das ist wichtig, für mich, für uns, die ärztliche Kollegenschaft und natürlich für die Patienten und Patientinnen, damit sie schnell wieder auf die Beine kommen.