Hula Hoop
Therapie & Training nach Hüfttotalendoprothese
Jede Operation am Bewegungsapparat verursacht durch Entlastung und Schonung eine Abnahme von Beweglichkeit, Muskelkraft, Stabilität und Schnelligkeit.
Diesem Effekt muss durch entsprechend angepasste Therapie- und Trainingsmaßnahmen entgegengewirkt werden. War früher Schmerzfreiheit das Ziel, so streben wir heute nach einem normalen Gangbild, adäquater Belastbarkeit und der Ausübung ausgewählter Sportarten.
Direkt nach der Operation wird in der Physiotherapie das Gangbild mithilfe von Unterarmstützkrücken geschult. Es ist wichtig, die Krücken in den ersten sechs Wochen nach der Operation konsequent zu verwenden. Erst wenn der Gang ausreichend muskulär stabilisiert werden kann und kein Hinkmechanismus mehr vorhanden ist, kann die Verwendung der Krücken reduziert werden. Da bei der Operation die Hüftgelenkskapsel entfernt wird, besteht in den ersten sechs Wochen ein erhöhtes Risiko für eine Luxation (Ausrenken) der Hüfte. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die entsprechenden Bewegungsrichtlinien einzuhalten.
Im Alltag sollte man das Sitzen mit nach vor gebeugtem Oberkörper, das Überkreuzen der Beine im Sitzen oder Liegen und extreme Drehungen des operierten Beines nach innen oder nach außen in dieser Zeit vermeiden. Für das Liegen auf der gesunden Seite in Seitenlage wird empfohlen, ein Kissen zwischen die Beine zu legen. Im Sitzen kann ein Keilkissen hilfreich sein, um eine übermäßige Beugung der Hüfte zu vermeiden.
Therapie
Innerhalb der ersten sechs Wochen nach der Operation darf das künstliche Gelenk unter Einhaltung der Bewegungslimits des Operateurs mobilisiert werden. Das bedeutet unter anderem, dass das Hüftgelenk nicht mehr als 90 Grad gebeugt werden darf. Zur Vermeidung einer Bewegungseinschränkung ist es wichtig, die Hüfte im erlaubten Bereich zu bewegen. Häufig ist die Streckung des Hüftgelenks bereits vor der Operation infolge der Arthrose eingeschränkt. Um ein bleibendes Streckdefizit zu vermeiden, wird in der Therapie mit aktiven Übungen, der Mobilisation des Gelenks und der Dehnung der hüftbeugenden Muskulatur gearbeitet. Eine freie Streckung ist essenziell für ein rundes Gangbild.
Durch Weichteiltechniken wird die Durchblutung der Muskulatur rund um Hüfte und Oberschenkel verbessert und die Schmerzen gelindert. Sobald die Klammern entfernt wurden, wird die Narbe mit der Low-Level-Lasertherapie behandelt. Das rote Laserlicht aktiviert die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, und hat einen positiven Effekt auf die Narbenheilung. Die Mobilisation der Narbe ist wichtig, um Verklebungen mit dem darunterliegenden Bindegewebe zu vermeiden. Auch die Lymphdrainage ist ein fester Bestandteil der Therapie in den ersten Wochen nach der OP. Mit sanften Grifftechniken wird der Lymphabfluss angeregt und in weiterer Folge die Schwellung reduziert. Mit Übungen zur Aktivierung der Muskelvenenpumpe kann die Schwellungsreduktion unterstützt werden. Das Fahren am Ergometer regt den Lymphabfluss ebenfalls an und kann, sobald es die Wundverhältnisse erlauben und unter Einhaltung der Bewegungslimits, selbstständig durchgeführt werden. Einen weiteren Pfeiler der Therapie bildet die Elektrotherapie. Diese wird immer am Ende der Therapieeinheit durchgeführt. Mithilfe von Schwellstrom am Quadriceps wird die vordere Oberschenkelmuskulatur aktiviert. Das Aktivieren dieser Muskulatur ist in den ersten Wochen nach der OP erschwert, da der vordere Oberschenkelmuskel in seiner Ansteuerung gehemmt sein kann. Übungen zur Aktivierung des Muskels können täglich selbstständig durchgeführt werden.
Einen weiteren wichtigen Punkt bildet das Koordinationstraining, welches in den ersten sechs Wochen beidbeinig durchgeführt wird. Das Stehen im Semitandemstand (Schrittstellung mit geschlossenen Füßen) kann z.B. mit Zusatzbewegungen der Arme oder geschlossenen Augen erschwert werden. Auch ein beidbeiniger Stand auf einer labilen Unterlage eignet sich hierfür.
Training
Das Rehatrainingsprogramm startet in der 3. Woche postoperativ. Aufgrund der sechswöchigen reduzierten Belastung der operierten Seite, kommen Übungen unter Ausschluss des Körpergewichtes (z.B.: Beinpresse, Strecker-Curls) mit angepasster Gewichtsbelastung zum Einsatz. Die Beinpresse muss liegend mit maximal 90° Hüftwinkel und die Strecker-Curls müssen mit ebener Sitzfläche ausgeführt werden. Bei Übungen im Stehen (z.B.: Hüftabduktoren, Gesäß) kann nur das operierte Bein (Spielbein) trainiert werden. Wird das operierte Bein als Standbein benützt, bedeutet das in den ersten sechs Wochen zu viel Belastung auf das operierte Gelenk. Schnelligkeitstraining in Form von Dippings sitzend steht auf dem Programm. Das Rehatraining wird dreimal pro Woche absolviert. Radergometer ist möglich, sobald der Patient auf- und absteigen kann. Unterwassertherapie bietet die Möglichkeit, Bewegungen ohne Belastung auszuführen (schultertiefes Wasser reduziert das Körpergewicht auf ein Zehntel). Die sechste Woche nach der Operation ist trainingsfrei. Diese Woche dient der Regeneration der belasteten Strukturen, dem Gleichgewichtstraining, der Entwicklung der Muskelkraft und der Vorbereitung auf das Gehen ohne Krücken.
7. bis 10. Woche postoperativ
Unter therapeutischer Anleitung werden zu Beginn nur kurze und später immer längere Distanzen ohne Krücken bewältigt. Zusätzlich zur vollen Belastung des Beins darf jetzt auch das Bewegungsausmaß erweitert werden. In der Therapie liegt der Fokus nun am Erlangen der vollen Beweglichkeit der Hüfte, auch die Beugung darf nun mobilisiert werden. Das Koordinationstraining wird nun einbeinig durchgeführt. Der Einbeinstand wird vom leichten zum schweren gesteigert, zu Beginn auf stabilem Untergrund und später auf labilen Unterlagen. Das Bein kann nun voll belastet werden. Die Intensität auf der Beinpresse wird erhöht und Übungen im Stehen (Hüftabduktoren, Gesäß) dürfen und müssen auf beiden Seiten absolviert werden. Funktionelle Übungen wie Kniebeugen einbeinig, Steiger und Ausfallschritte helfen, die Kraft innerhalb eines Bewegungsablaufes in der gesamten muskulären Schleife einzusetzen. Schnelligkeitstraining in Form z. B in Form von Dippings stehend ist wichtig, damit die Kraft zum richtigen Zeitpunkt abgerufen werden kann. Die Kräftigung von Hüftinnen- und außenrotatoren und seitlicher Rumpfmuskulatur kann beginnen. Die 10. Woche dient wieder der Regeneration. Radergometer, Wanderungen bergauf und Unterwassertherapie bilden den Inhalt.
11. bis 14. Woche postoperativ
Nun wird an der endgradigen Beweglichkeit der Hüfte gearbeitet, einschließlich Dehnübungen für die Gesäßmuskulatur. Die Trainingsinhalte sind ident mit denjenigen in der 7. bis 10. Woche. Im Vordergrund steht ein Anstieg der Intensität, um alle Möglichkeiten des neuen Gelenks auszuschöpfen. Ein Isokinetik-Test (dynamische Kraftmessung) ab der 15. Woche bringt objektive Ergebnisse, um Kraft-/Schnelligkeitsfähigkeiten und die Gelenksbelastbarkeit zu beurteilen. Der weitere Trainingsinhalt und die Empfehlung für Sportarten richten sich nach dem Ergebnis. Je nach Sportart ist ein anderes Kraftniveau notwendig, um das Hüftgelenk nicht zu überlasten (siehe Tabelle). Das langfristige Ergebnis ist abhängig von der konsequenten sechswöchigen schmerzadaptierten Belastung mit Unterarmstützkrücken, der regelmäßigen Physiotherapie (mindestens dreimal pro Woche) und der adäquaten Belastung des neuen Hüftgelenks. Nach Abschluss der Rehaphase sollte ein erhaltendes Kraft- und Gleichgewichtstraining in den Alltag integriert werden. Auch Übungen zur Erhaltung der Beweglichkeit der Hüfte sollten fortgesetzt werden.