Hausmädchenknie und Bergmannsellbogen
Schleimbeutelentzündung
Hinter so illustren Bezeichnungen wie Bergmannsellbogen, Hausmädchenknie oder Webergesäß verstecken sich Beschwerden, die durch vermehrte (Druck-)Belastung und nachfolgende Entzündung der Schleimbeutel hervorgerufen werden. Ist es beim Bergmann das Kriechen in den Stollen, so ist es beim Hausmädchen das Knien beim Bodenschrubben und beim Weber das lange Sitzen auf hartem Untergrund, welches die Schmerzen auslöst.
Unser Körper besitzt etwa 150 sogenannte Schleimbeutel. Es handelt sich dabei um mit Schleimhaut ausgekleidete Gewebstaschen, die normalerweise nur sehr wenig Gewebsflüssigkeit enthalten. Sie befinden sich an mechanisch beanspruchten Stellen und dienen einerseits der Polsterung, andererseits als Verschiebeschicht einzelner Gewebe gegeneinander. Kommt es zu einer Reizung des Schleimbeutels (Bursitis) wird mehr Flüssigkeit produziert. Die Folge ist eine Schwellung, oft begleitet von einer Rötung und zunehmenden Schmerzen.
Ursachen
Ursächlich ist meist eine mechanische Überbeanspruchung durch immer wiederkehrende oder anhaltende Belastung, wie zum Beispiel langes Knien oder häufiges Aufstützen der Ellenbogen. Dabei entstehen kleinste Verletzungen der Verschiebeschichten, die Folge ist eine Entzündung des Schleimbeutels. Dies ist meist harmlos, geht mit einer, manchmal grotesken, Schwellung am betroffenen Gelenk einher und ist meist nur von mäßigen Beschwerden begleitet. Typischerweise lässt sich ein gut verschieblicher, mit Flüssigkeit gefüllter Sack tasten.
Häufig befinden sich Schleimbeutel in unmittelbarer Nachbarschaft von Sehnenansätzen, wie z.B. im Schulter- und Hüftbereich. Dort kann eine Überlastung oder Verletzung des Sehnenansatzes zu einer begleitenden Reizung des Schleimbeutels führen. In diesen Fällen ist eine physiotherapeutische Behandlung zielführend, um eine dauerhafte Heilung zu erzielen.
Kommt es durch eine in der Nähe liegende Wunde oder Hautabschürfung zum Einwandern von Bakterien in den Schleimbeutel kann sich eine bakterielle (eitrige) Entzündung entwickeln. Diese ist durch starke Schwellung, Rötung und zunehmende Schmerzen charakterisiert. In weiterer Folge können auch Nachtschweiß und Fieber auftreten. Die eitrige Bursitis bedarf einer sofortigen ärztlichen Behandlung, da sonst die Gefahr einer Ausbreitung des Infektes besteht.
Durch langes Knien oder einen Sturz auf das Kniegelenk kann der Schleimbeutel über der Kniescheibe verletzt werden. Eine oft bis Hühnerei große prall-elastische Schwellung vor der Kniescheibe ist das klassische Symptom.
Um die Verschieblichkeit der Haut am Ellenbogen zu gewährleisten, befindet sich dort ebenfalls ein Schleimbeutel. Eine Entzündung wird meist durch direkten Anprall, oder durch langes Aufstützen hervorgerufen. Da der Weichteilmantel an der Ellbogenspitze sehr dünn ist, ist die Schwellung sehr gut als “Sack” an der Rückseite des Ellbogens sicht- und tastbar.
An der Schulter sind vor allem Schmerzen beim Anheben des Armes und nächtlicher Ruheschmerz typisch.
Im Bereich der Ferse befinden sich zwei Schleimbeutel direkt am Ansatz der Achillessehne. Einer zwischen Haut und Sehne, der andere zwischen Sehne und Knochen. Durch ungewohnten Schuhdruck oder exzessive Lauf- und Gehbelastung kann es dort zu einer Überreizung kommen.
An der Hüfte ist die Entzündung des Schleimbeutels an der Außenseite am häufigsten. Dabei kommt es meist durch langes Liegen auf hartem Untergrund oder einen Sturz auf die Hüfte zu einer Verletzung des, zwischen Hüftknochen und einer Bandstruktur gelegenen Schleimbeutels. Es treten Schmerzen bei Belastung und Druck auf, eine Schwellung ist aufgrund der umgebenden Muskulatur meist nicht sichtbar.
Symptome
Typisch sind Schmerzen, sobald der Schleimbeutel komprimiert oder gedehnt wird. Zusätzlich sind bei oberflächlicher Lage die typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Überwärmung und Schwellung zu beobachten. Bei bakteriellen Infektionen kommt es darüber hinaus zu Allgemeinsymptomen wie Nachtschweiß und Fieber.
Der erfahrene Untersucher erkennt Schleimbeutelentzündungen an Knie- und Ellbogengelenk meist mittels Blickdiagnose, jene an Schulter oder Hüfte bedürfen einer genaueren Abklärung mittels Ultraschalls oder Magnetresonanztomographie.
Therapie
Ruhigstellung und Meiden der auslösenden Ursache stehen im Vordergrund. Schmerzstillende, entzündungshemmende Medikamente bringen meist eine rasche Linderung der Beschwerden. Begleitend können Topfenumschläge oder kühlende Salben hilfreich sein. Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion oder extrem großer Schwellung kann eine Punktion (Absaugen der Flüssigkeit) angezeigt sein. In Ausnahmefällen kann auch eine Injektion mit einem Kortikosteroid (Cortison) in die betroffene Region erfolgen. Sollte die Entzündung trotz Behandlung immer wieder auftreten ist eine operative Entfernung des entzündeten Gewebes anzudenken.