Ameisenlauf in den Fingern
Wenn Kribbeln in den Händen zum Alltag gehört
Text: Philipp Pirckmayer
Karpaltunnelsyndrom – Anfängliche Symptome, wie Missempfindungen, sollten Betroffene ernst nehmen, um weitere Einschränkungen zu vermeiden. Dabei kommt die Physiotherapie sowohl prä- als auch postoperativ zum Einsatz. Wie genau sie helfen kann, erklärt uns Philipp Pirckmayer, BSc, leitender Physiotherapeut im Therapiezentrum Hochrum.
Welche Ursachen gibt es für das Karpaltunnelsyndrom? Die Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom liegt häufig in der genetischen Veranlagung und äußert sich etwa durch anatomische Verengungen in der Hand. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Weiters können einseitige Belastungen, wie die Arbeit mit Tastatur oder am Fließband, aber auch schwere körperliche Arbeit mit großer Belastung auf das Handgelenk, das Syndrom verursachen. Verletzungen, wie Frakturen des Handgelenks, können zusätzlich zur Verengung des Karpaltunnels führen.
Wie kann Physiotherapie dabei helfen? Um zunächst ähnliche Krankheitsbilder, die mit der Halswirbelsäule oder dem Ellbogen zusammenhängen, auszuschließen, werden verschiedene Tests durchgeführt. Bei Verdacht auf das Syndrom wird die Person zusätzlich zum Neurologen geschickt. Nach einer eindeutigen Diagnose lockert gezieltes Dehnen Spannungen in den Faszien. Auch der Stoffwechsel wird angeregt und die Regeneration gefördert. Sind einseitige Belastungen die Ursache des Syndroms, helfen Ausgleichsübungen. Die Übungen werden teilweise auch mit einem Ball und einer Faszienrolle durchgeführt. Andere Methoden, wie Lasern, Tapen oder eine Schiene, kommen neben der Physiotherapie zum Einsatz.
Inwiefern unterstützt die Physiotherapie nach einer Operation? Wichtig ist es, auf die Heilungsphasen Rücksicht zu nehmen. Direkt nach der Operation wird die Hand möglichst ruhig gestellt, sodass Schwellungen so schnell wie möglich zurückgehen und die Wundheilung gefördert wird. Zusätzlich wird Lymphdrainage zur Schmerzlinderung eingesetzt. Sobald die Hand mehr belastet werden kann, fangen die Betroffenen mit Dehnungsübungen, Narbenmobilisation und Bewegungsübungen an, um wieder die volle Beweglichkeit des Handgelenks zu erreichen und die Narbe elastisch zu halten. Danach geht man zu Kräftigungsübungen über, sodass Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich wieder mobil und fit für den Alltag sein können.
Wie kann man einem Karpaltunnelsyndrom vorbeugen? Ausgleichsübungen, Handgelenksmobilisationen und Dehnungsübungen helfen, dem Syndrom vorzubeugen. Weiters sollte der Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet werden. In einseitige Tätigkeiten sollte regelmäßig Abwechslung gebracht werden.