Licht am Ende des Tunnels

Therapie beim Karpaltunnelsyndrom


Text: Jasmin Plöckinger

Der Karpaltunnel beim Handgelenk wird von den Handwurzelknochen und dem Karpalband (Ligamentum carpi transversum) begrenzt. Neben den Sehnen der Beugemuskulatur verläuft auch der Medianusnerv durch diesen Tunnel, dieser wird beim Karpaltunnelsyndrom komprimiert bzw. gequetscht. Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den ersten drei Fingern bis hin zu Muskelatrophie mit einhergehendem Kraftverlust des Daumenballens sind typische Symptome, genauso wie Schmerzen in der Hand oder im Unterarm. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose, da eine konservative Therapie im Frühstadium und bei einem milden Karpaltunnelsyndrom gute Erfolge in Bezug auf Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung verzeichnen kann.

 

Kinesiotaping wirkt beruhigend.
Kinesiotaping wirkt beruhigend.

Therapeutische Interventionen

Zu Beginn kann, je nach Ausprägung der Problematik, eine Ruhigstellung des Handgelenkes mittels einer Orthese (ganztags oder nachts) Sinn machen. So können eventuell entzündete Strukturen zur Ruhe kommen und dem Nerv wieder etwas mehr Platz verschaffen.

In der Physiotherapie kommen vor allem neurodynamische Mobilisationen und Knochenmobilisationen zum Einsatz. Bei den neurodynamischen Übungen wird der Nerv in seiner Umgebung bewegt, um die Mobilität und die Durchblutung zu erhöhen. Dadurch wird die Übertragung von neuralen Impulsen verbessert und es kommt zu einer Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung. Das Mobilisieren der Handwurzelknochen im Handgelenk erzielt indirekt ähnlich positive Effekte für den Medianusnerv.

Zusätzlich werden betroffene PatientInnen angeleitet, zu Hause Übungen zum Sehnengleiten der Beugemuskulatur durchzuführen. Verklebungen der Sehnen bzw. Sehnenscheiden werden gelöst und alle Strukturen im Karpaltunnel können sich wieder besser in ihrer Umgebung bewegen. Dehnungsübungen für das quer über dem Karpaltunnel verlaufende Karpalband erweitern das Heimprogramm.

Weichteiltechniken an der Hand, am Unterarm und am Oberarm helfen, dass der Nerv nicht durch sein umgebendes Gewebe (mechanical interface) in seiner Gleitfähigkeit eingeschränkt wird. Kinesiotaping wirkt beruhigend, Ultraschall- oder Low-Level-Lasertherapie hemmen Entzündungen, fördern den Stoffwechsel und somit die Wundheilung.

 

Die Unterarmmuskulatur wird mittels Übungen gestärkt, bei denen das Handgelenk bewegt wird und die Muskulatur konzentrisch bzw. exzentrisch arbeitet. (v.o.n.u.) Hammer-Curls, Unterarm-Beuger-Curls, Unteramr-Strecker-Curls.
Die Unterarmmuskulatur wird mittels Übungen gestärkt, bei denen das Handgelenk bewegt wird und die Muskulatur konzentrisch bzw. exzentrisch arbeitet. (v.o.n.u.) Hammer-Curls, Unterarm-Beuger-Curls, Unteramr-Strecker-Curls.

Training

Zusätzlich zu den physiotherapeutischen Maßnahmen kann ein Training der handgelenksumgebenden Muskulatur zu einer Funktionsverbesserung bei einem Karpaltunnelsyndrom führen. Durch die Kräftigung der Unterarmmuskulatur erhöht sich sowohl die Belastbarkeit als auch die Stabilität des Handgelenks.

Einerseits wird mit Übungen gearbeitet, bei denen das Handgelenk ruhig bzw. stabil gehalten wird, die Muskulatur wird dabei isometrisch beansprucht. In Frage kommen Oberkörperübungen, bei denen eine Hantel oder ein Griff von einem Seilzug in einer neutralen, schmerzfreien Position gehalten wird. Beispiele dafür sind Bankdrücken, Rudern, Rückenfliegen oder Übungen am Seilzug wie Frontziehen, Frontheben und Crossover.

Weiters wird die Unterarmmuskulatur mittels Übungen gestärkt, bei denen das Handgelenk bewegt wird und die Muskulatur konzentrisch bzw. exzentrisch arbeitet. Hier kommen z.B. Unterarm-Beuger-Curls, Unterarm-Strecker-Curls, Hammer-Curls oder Übungen, bei denen der Unterarm um die eigene Achse gedreht wird, zum Einsatz.

Folgende Trainingsregeln sollten eingehalten werden:

  • Wiederholungen: 15-20
  • Serien: mindestens 3
  • Häufigkeit: 3x/Woche

 

Oberarm helfen, dass der Nerv nicht durch sein umgebendes Gewebe in seiner Gleitfähigkeit eingeschränkt wird.
Oberarm helfen, dass der Nerv nicht durch sein umgebendes Gewebe in seiner Gleitfähigkeit eingeschränkt wird.

Postoperative Physiotherapie

Bewirkt die konservative Therapie kaum oder keine Fortschritte und werden die Gefühlsstörungen immer intensiver bzw. die Kraft immer weniger, wird eine Operation zur Entlastung des Nervs unumgänglich.

Nach der Operation ist abermals Physiotherapie angezeigt. Ein wichtiger Teil stellt hier nun die Narbenbehandlung dar, damit Verklebungen so gut als möglich vermieden werden. Weichteiltechniken und schonende Mobilisationen helfen dem OP-Gebiet und seiner Umgebung bei einer optimalen Wundheilung. Training der geschwächten Armmuskulatur hilft, um schnellstmöglich wieder voll belastbar zu werden.

Ob konservativ oder operativ – mit einer optimal abgestimmten Therapie und laufender Rücksprache mit dem behandelnden Arzt lässt sich das Licht am Ende des Tunnels schnell wieder erblicken.