Umböckeln, Umknicken, Umknöcheln
Sprunggelenksverletzungen sind häufig, aber nicht immer banal.
Umknöcheln passiert schnell. Es ist eine der häufigsten Verletzungen in der Unfallambulanz. Oft als banale Verletzung interpretiert, kann jedoch auch eine schwere, eventuell nur durch operative Behandlung zu lösende Problematik dahinter stecken.
Anatomie
Das Sprunggelenk besteht aus einem oberen und unteren Sprunggelenk. Das obere Sprunggelenk als Gelenk zwischen Schienbein, Wadenbein und Sprungbein (Talus) ermöglicht das Heben und Senken des Fußes. Das untere Sprunggelenk bilden das Sprungbein und das Fersenbein. Dieses Gelenk ermöglicht uns das Heben und Senken des Fußrandes in beide Richtungen. Diese Bewegung brauchen wir, wenn wir zum Beispiel auf einem Berghang den Fuß schräg auf dem Untergrund aufsetzen müssen.
Das Sprungbein ist, wegen einer anatomischen Besonderheit, ein für Verletzungen besonders anfälliger Knochen: Es finden sich keine Sehnenansätze an diesem Knochen. Somit wird seine Stabilisierung und Führung nur durch Bänder und die Form der umgebenden Knochen hergestellt. Durch diese Gegebenheit ist auch die Durchblutungssituation des Sprungbeins sehr prekär. Ein Bruch heilt deswegen potentiell schlecht, weil die Durchblutung zu den gebrochenen Anteilen unterbrochen sein kann. Die Stabilisierung beider Sprunggelenke erfolgt durch Sehnen einerseits und Bänder andererseits.
Verletzungen
20 % aller Verletzungen einer Unfallambulanz betreffen das Sprunggelenk. Der Großteil dieser Verletzungen findet sich an den Außenwänden, die gegen ein Umkippen nach außen stabilisieren. Der Riss dieser Bänder wird meistens mit Schienen behandelt und eine Physiotherapie führt meist zu guten Behandlungsergebnissen. Eine operative Versorgung dieser Bandverletzungen ist selten erforderlich.
10 bis 20 % der Sprunggelenksverletzungen sind diffiziler. Die Aufgabe des behandelnden Arztes ist es hier, diese schweren Verletzungen zu identifizieren und eine korrekte Behandlung einzuleiten. Im Röntgenbild lassen sich knöcherne Verletzungen gut erkennen, Brüche des Innen- oder Außenknöchels sind so diagnostizierbar. Alle anderen strukturellen Schädigungen sind im Röntgen teilweise nicht oder nur sehr schwer erkennbar. Es ist somit sinnvoll bei entsprechender Symptomatik eine MRI (Kernspintomographieuntersuchung) durchzuführen, um keine Verletzung zu übersehen.
Riss der Syndesmose
Diese Bandverletzung der Verbindung zwischen Wadenbein und Schienbein ist von der Symptomatik sehr ähnlich einer, unter Anführungszeichen, banalen Außenbandverletzung. Bei Instabilität der Syndesmose ist jedoch eine operative Versorgung erforderlich. Auch wenn es sich nur um eine Teilläsion und somit stabile Verletzung handelt, ist von einer deutlich längeren Schmerz- und Rehabilitationszeit auszugehen.
Fraktur des Knorpels am Sprungbein
Durch starkes Umkippen im oberen Sprunggelenk kommen die Kanten des Sprungbeins am Innen- und Außenknöchel unter starke Belastung. Das kann zu einem Abbruch an diesen Kanten führen wodurch dann die Gelenksoberfläche verletzt und eine operative Versorgung erforderlich ist.
Sehnenriss
Im Moment des Umkippens versuchen die Muskeln über ihre Sehnen das Gelenk noch stabil zu halten. In dieser maximalen Anspannung kann es zu Rissverletzungen der Peroneus brevis Sehne kommen, die eine operative Versorgung erforderlich macht.
Sprungbeinbruch
Verschobene oder gering verschobene Brüche des Sprungbeins sind im Röntgen fast nicht erkennbar. Diese Verletzung ist jedoch sehr ernst und braucht eine entsprechende Behandlung mit Krückenentlastung, bzw., wenn es sich um verschobene Brüche handelt, eine operative Versorgung. Wird dieser Bruch übersehen, kann es zu schweren Konsequenzen mit Gelenksabnützung und andauernden Schmerzen im oberen oder unteren Sprunggelenk kommen und die Funktion des Sprunggelenks massiv beeinträchtigt werden.