Leben ala Carte – 1801

Sprungfertig

Therapie bei Supinationstraumen

Stefanie Riedler, sporttherapie
Text: Stefanie Riedler

Die Ursachen einer Sprunggelenksverletzung sind so vielfältig wie ihre Ausprägungen. Eine gute Zusammenschau liefert PD Dr. Christian Hoser in seinem Artikel. Am Häufigsten sehen wir das klassische „Umböckeln“. Je nachdem wie stark das sogenannte Supinations- oder Inversionstrauma war, werden Bänder überdehnt, reißen völlig oder nur teilweise. Oft kommt es dabei zu Knochenprellungen oder sogar zu Knorpel- und/oder Knochenabsplitterungen bis hin zum Bruch von Waden- oder Schienbein.

Für die medizinische Abklärung sind bildgebende Diagnostiken wie Röntgen oder MRI notwendig um mögliche Zusatzverletzungen zu erkennen. Diese können die Rehabilitation beeinflussen.

Bei einem Riss oder Teilriss der Bänder wird in der Regel sofort gekühlt, hochgelagert und eine Bandage (z. B die Schaper Knöchel SC), angelegt. Sie dient als Limitation der Bewegung des Sprunggelenks, um ein neuerliches Überdehnen der Bänder zu verhindern und muss sechs Wochen getragen werden, davon mindestens vier Wochen sowohl am Tag als auch in der Nacht, falls nicht anders vom Arzt verordnet. In der Nacht bewährt sich die von Dr. Hoser gemeinsam mit der Firma Schaper entwickelte FS-Nachtschiene. Das Einheilen der Bänder wird unterstützt und das Risiko einer Instabilität und späteren Arthrose vermindert. Nach heutigem Wissensstand wird eine solche Verletzung nicht mehr operiert, egal ob nur ein- oder mehrere Bänder verletzt sind. Bei einem Bruch wird hingegen, je nach Schweregrad der Verletzung, die Fraktur ruhig gestellt oder operativ stabilisiert.

 

1 passive Mobilisation des Sprunggelenkes / 2 Laseranwendungen unterstützen das Band beim Einheilen / 3 Beim sportlichen Wiedereinstieg kann ein Tape unterstützen
1 passive Mobilisation des Sprunggelenkes / 2 Laseranwendungen unterstützen das Band beim Einheilen / 3 Beim sportlichen Wiedereinstieg kann ein Tape unterstützen

 

In der Akutphase der ersten zwei Wochen lindern Lymphdrainagen die Schwellung und den Bluterguss im und um das Gelenk. Elektrotherapie und Laseranwendungen unterstützen zusätzlich die Wundheilung. Kälteverbände und Eisanwendungen können vom Patienten auch zu Hause durchgeführt werden und wirken zusätzlich schmerzlindernd und abschwellend.

Bei leichten Supinationstraumen kann bereits ab der 3. Woche nach dem Unfall kombiniert zur passiven Physiotherapie mit Koordinations- und leichtem Krafttraining begonnen werden. Selbstverständlich unter Rücksichtnahme der Wundheilungsphasen und der Vorgaben des Arztes.

Primäres Ziel in der Therapie ist das Wiedererlangen des vollen Bewegungsausmaßes. Dies bedarf einer regelmäßigen Therapie. Die Beweglichkeit wird passiv durch Mobilisation des Gelenkes und Behandlung der umliegenden Muskulatur erreicht. Kombiniert dazu wird mit Aufbautraining begonnen, um ein nochmaliges Umknöcheln zu vermeiden.

 

4 Wadentraining kräftigt die hinteren Unterschenkelmuskeln / 5 Waden stehend einbeinig / 6
4 Wadentraining kräftigt die hinteren Unterschenkelmuskeln / 5 Waden stehend einbeinig / 6 Schienebein-Curls kräftigen die vordere Unterschenkelmuskulatur

 

Die Ursache des Sprunggelenkproblems bestimmt die Trainingsinhalte und die Gestaltung des Reha-Trainings. Bei bestimmten Verletzungen wird beim Training auf das Wiedererlangen des maximalen Bewegungsausmaßes Wert gelegt. Im Gegenteil dazu erfordern manche Verletzungen eine Limitierung des Bewegungsumfanges beim Training um die verletzte Struktur keinem Stress auszusetzen.

Die Hauptmuskelgruppen beim Training sind die Unterschenkelmuskulatur (Waden- und Schienbeinmuskulatur), die seitliche Hüftmuskulatur (Abduktoren), Gesäß- und vordere Oberschenkelmuskulatur. Im Vordergrund steht hier das Training der Unterschenkelmuskulatur, die mittels herkömmlicher Krafttrainingsübungen (Waden sitzend, stehend, Schienbeincurls) und isokinetischem Training aufgebaut werden kann. Die Vorteile des isokinetischen Trainings sind das definierte Bewegungsausmaß, der konstante Wiederstand über den gesamten Bereich und das Biofeedback. Das Training erfolgt im Sitzen wodurch das Körpergewicht wegfällt und das Training bereits begonnen werden kann, obwohl der Patient noch mit Krücken versorgt ist.

Um einen Eindruck des aktuellen Trainingszustandes zu bekommen, wird eine computerunterstützte Kraftmessung durchgeführt. Je nach Verletzung und Rehafortschritt findet diese frühestens ab der 8. Woche nach der Verletzung statt. Der Test lässt Rückschlüsse über mögliche Kraftdefizite der Unterschenkelmuskulatur zu. Ein gezielter Trainingsplan in Kombination mit laufender Physiotherapie bringt den Patienten so in großen Schritten näher zum sportlichen Wiedereinstieg.