So tua I

Sepp Loidl, der Weltcupschnitzer aus dem Salzkammergut

A. o. Univ. Prof. Dr. Christian Fink - Genkpunkt
Text: A.O. Univ. Prof. Dr. Christian Fink

Haben Sie einen sehr sportlichen Skilehrer für meinen Sohn? Er ist äußerst talentiert und fährt im Renntempo“. Umso größer war die Enttäuschung, als der Skischulleiter in Gosau auf einen weißhaarigen Herrn deutete. Eine Liftfahrt und zehn Schwünge später waren die Zweifel mehr als zerstreut. Das nimmt nicht wunder, denn auch für den Laien war sofort erkennbar, dass der Skilehrer einschlägig vorbelastet ist. Was allerdings nicht einmal der Experte erkennen kann, ist, dass der ehemalige Weltcupathlet Sepp Loidl mit einem Kunstgelenk im Knie carvt.

 

Sepp Loidl, Kippstangen waren 1970 noch kein Thema
Kippstangen waren 1970 noch kein Thema

 

„Ich fühle keinerlei Einschränkung seit der Operation bei Prof. Fink und kann mein Leben wie früher gestalten. Nur wenn ich bei Rennen eine hintere Nummer über 100 habe, und es ist schon hart und rippig, fahre ich nicht mehr“. Sein ramponiertes Knie ist eine klassische Folge des Rennsports. Wenn man damals eingefädelt hat (Kippstangen gab es noch nicht), war immer die Leiste oder ein Band im Knie kaputt.

1946 in Ebensee geboren, wuchs Sepp Loidl am Feuerkogel auf und fuhr täglich mit den Skiern zur Schule. Das war die Grundlage für die Skikarriere. Mit 14 Jahren begann er die Lehre zum Maschinenschlosser in der VÖEST Linz. Danach arbeitete er drei Jahre bei der Firma Fischer, wobei, anders als heute, musste er als Rennläufer wirklich arbeiten. Heißt: Auf eine Woche Arbeit folgte immer eine Woche Trainingskurs. Dem österreichischen A-Team gehörte er von 1968 bis 1974 an. Bis 1972 gab es nur ein Nationalteam. Alle lernten alles, der Allrounder war das Maß der Dinge. Ab 1972 gab es im ÖSV zwei Mannschaften. Er landete in der Technikertruppe, weil er für die Abfahrt zu leicht war. Trotzdem erreichte er 1972 in Kitzbühel auf der Streif einen 6. Platz in der Abfahrt. Als einen seiner größten Erfolge wertet er seinen Militärweltmeistertitel 1969, denn die besten Athleten aller Nationen waren, wie er, alle bei der Polizei, Die Weltmeisterschaft war besetzt wie ein Weltcuprennen.

 

Das österr. Skinationalteam anno dazumal: Hintere Reihe: Nenning (†), Tritscher, Messner, Schranz, Huber (†), Bleiner, Rofner, Sailer, Sodat Vorne: Digruber, Zwilling, Loidl, Matt, Cordin
Das österr. Skinationalteam anno dazumal: Hintere Reihe: Nenning (†), Tritscher, Messner, Schranz, Huber (†), Bleiner, Rofner, Sailer, Sodat Vorne: Digruber, Zwilling, Loidl, Matt, Cordin

 

Multitalent ist ihm schicksalhaft gegeben. Beruflich absolvierte er so viele Disziplinen wie im Sport: Vom Maschinenschlosser zum Skibauer, zum Alpingendarm, Flugretter, Bergführer, Skilehrer und Ausbildner. Das Allround-Talent ist ihm bis heute geblieben. Sportlich liebt er die Mischkost (Rennrad, Mountainbike, Bergsteigen, Klettern, Skifahren, Skitouren). Handwerklich reicht seine Palette vom Dachdecken, Pflastern bis zum Tischlern. Der Werkstoff Holz hat es ihm besonders angetan. Als er 1979 durch einen Leistenbruch sportlich außer Gefecht war, begann er mit dem Schnitzen. Der Autodidakt hat bis heute 30 Krippen in einer unglaublichen Perfektion fertiggestellt. Aus Zirbe oder Linde zaubert er Kripperlfiguren, mit einer ganz besonderen Aura. Das Wichtigste dabei sind die Dimensionen. „Da verhaut sich das Auge schnell!“

 

Sepp Loidl

 

Die Frage, wie man so ein Kunsthandwerk autodidaktisch erlernen kann, beantwortet er lapidar: „Am Handy lernt man ja auch alles!“ Ob er mit dem Schicksal der frühen Geburt hadert, da ja heutzutag im Skisport viel mehr Geld zu verdienen ist als früher, wischt er vom Tisch, denn „Ein Franz Klammer möchte ich nicht sein“. Ich bin rundum glücklich, wenn ich mit meinem Schifferl am Traunsee herumfahre und eine Essigwurst dabei habe. Und noch etwas: „Das Schönste an meinem Schiff ist sowieso der Maschinenraum“. Wen wundert‘s?