Garten ist überall
Es ist beerig aus jedem Eckerl einen Garten zu machen.
Was für Gartenbesitzer das Blumenbeet, ist für den Städter der Balkonkasten. Seit Jahrzehnten ist es die Leidenschaft vieler Blumenfreunde, „in luftiger Höhe“ zu gärtnern. Auch die Lust auf Gemüse, Kräuter und Obst aus „eigener Produktion“ hat sich in den letzten Jahren extrem verstärkt. „Uns geht es nicht um die Vollversorgung mit frischen Vitaminen. Wir wollen unseren Kindern zeigen, wie Radieschen wachsen und warum Himbeeren, die man selbst zieht, viel besser schmecken“, bringt es eine Jungfamilie auf den Punkt. Das Gärtnern in der Stadt ist zum Lifestyle geworden: Flächen, die in den Städten nicht genutzt werden, sind die Blumen- und Gemüsebeete der Zukunft. Ob die Baumscheiben oder das unbebaute Bauland – Initiativen in Berlin, London, New York haben es vorgemacht und den Trend zum „Urban Gardening“ gefestigt. Da ist es nur logisch, dass auch die Balkone und Terrassen für das Garteln genutzt werden.
Kräuter im Blumenkisterl
Kaum eine Pflanze ist besser zu ziehen, als die mediterranen Kräuter. Salbei, Thymian, Rosmarin und Oregano – diese robusten, hitzeverträglichen Pflanzen mit dem würzigen Aroma sind prädestiniert für die Kultur in luftiger Höhe. Da macht es auch nichts aus, wenn man einmal zwei, drei Tage nicht zum Gießen kommt. Küchenkräuter, wie Schnittlauch, Petersilie, aber auch Kerbel oder Dill wachsen auch ganz gut im Halbschatten. Pralle Sonne ist bei nicht ausreichender Feuchtigkeit oft schon ein Problem. Nimmt man bei diesen Pflanzen vor allem die humose Bioerde, so wachsen die Kräuter aus dem Süden gerne in einem etwas sandigeren Substrat. Es genügt aber Quarzsand („Rasenquarz“) oder Tongranulat unterzumischen. Beim Düngen sind die Küchenkräuter ein wenig anspruchsvoller. Sie benötigen den wöchentlichen (Bio-)Düngeguss. Bei Salbei & Co reicht das Untermischen von Hornspänen (ein biologischer Langzeitdünger) beim Pflanzen für eine ganze Saison.
Gemüse am Balkon
Dass Tomaten im Topf hervorragend gedeihen, haben mittlerweile sogar Studenten-WG’s entdeckt. Kaum jemand, der nicht diese köstlichen „Paradiesäpfel“ kultiviert. Volle Sonne, geschützt vor Regen und mit ausreichend Dünger (vor allem ab der Blütezeit) garantieren eine tolle Ernte ab etwa Ende Juni. Als Erde dient auch hier Bio-Erde, die frei von mineralischen Düngern ist und damit ein gesundes, aber kräftiges Wachstum fördert. Ganz einfach zu ziehen sind auch Pflücksalate (Stichwort: „Eichblattsalat“) oder Radieschen. Ja selbst Kohlrabi lässt sich in einem ganz normalen Balkonkisterl pflanzen. Und die Ernte kann schon nach kurzer Zeit beginnen. Hat man einen etwas größeren Balkon, dann lohnt es sich, auch Zucchini zu pflanzen. Ein großer Topf (Durchmesser: 40 – 50 cm) mit viel organischem Dünger ist die Basis für ein üppiges und ertragreiches Wachstum. Ganz praktisch sind auch Stangenbohnen: „Blauhilde“ erobert rasch Bambusstäbe und Schnüre und verbindet das Köstliche mit dem Nützlichen. Der ideale Sichtschutz zum Nachbarbalkon.
Die Hitparade der Beeren
„Für mich sind Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren oder auch die köstlichen Kulturheidelbeeren ein Stück vom verloren gegangenen Paradies.“ Für den TV-Moderator und „Biogärtner der Nation“ gehören Beeren einfach dazu. „Hier erlebt man Gartenglück pur“, ist sich Ploberger sicher.
Erdbeeren
An oberster Stelle in der Beliebtheit stehen die Erdbeeren. Millionen Pflanzen werden alljährlich in Beeten, Töpfen und Hängeampeln gesetzt und schon nach wenigen Wochen kann man die saftigen, sonnengereiften Früchte ernten. Wichtig beim Setzen: „Niemals zu tief und auch nicht zu flach“, verrät der Biogärtner und empfiehlt auch gleich eine Düngung mit biologischem Beerendünger. Je sonniger der Standort, desto kräftiger werden sich die Pflanzen entwickeln. „Mieze Schindler Nova“ oder auch „Mara de Bois“ sind köstliche Sorten, die ideal zum Naschen geeignet sind.
Himbeeren
Bei den Himbeeren sind die sogenannten Herbsthimbeeren „Autumn Bliss“ oder „Alpengold“ die bequemsten. Sie sind garantiert wurmfrei und leicht zu pflegen. Im Frühjahr gesetzt, treiben Triebe, die blühen und ab Mitte Juli erste Früchte bilden. Bis zum Frost wird dann geerntet. Danach alle Triebe abschneiden, Kompost und Mulch aufbringen – fertig!
Heidelbeeren
Heidelbeeren sind in den letzten Jahren besonders beliebt geworden. „Blue Crop“ ist eine Standardsorte mit einem ausgesprochen guten Geschmack. Wichtig ist hier allerdings ein Substrat, das weitgehend kalkfrei ist. Daher lohnt sich ein „Mini-Hochbeet“ mit einer Seitenhöhe von 50 cm zu errichten und dieses mit Moorbeeterde zu füllen. Wer vier Sträucher pflanzt, hat Früchte für eine kleine Familie und das von Juli bis in den September.
Die Hitparade der Kräuter
Basilikum (Ocimum basilicum)
Italienischer ist wohl kein Kraut – auch was seine Ansprüche betrifft: Sonne und Wärme sind die wichtigsten Zutaten. Lichtkeimer, Samen nicht mit Erde bedecken. Besonders würzig ist das „Großblättrige Basilikum“. „Strauchbasilikum“ lässt sich sogar überwintert.
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
Ob im Blumentopf oder Garten – der Schnittlauch gehört einfach dazu. Beim Kauf auf die „Dicke“ der Halme achten. Je dünner, desto feiner ist das Aroma. Gut mit Kompost, Hornspänen und Eierschalen versorgen. Mit Kaffeesatz mulchen.
Petersilie (Petroselinum crispum)
Das beliebteste aller Würzkräuter bevorzugt einen eher feuchten Boden – am besten im Halbschatten. Die Pflanzen werden entweder aus Samen gezogen oder als Pflänzchen gekauft. Das Saatgut keimt langsam.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
Der „Traum vom Süden“ ist in diesem Kraut der Meeresküste zu spüren. Rosmarin liebt einen kiesigen, sandigen und leicht lehmigen Boden in voller Sonne. Niemals torfhaltige Erden verwenden. Je karger es steht, desto aromatischer.
Salbei (Salvia officinalis)
Wie alle mediterranen Kräuter benötigt Salbei einen voll sonnigen Standort und durchlässigen Boden. Besonders aromatisch ist die Sorte „Berggarten“ mit seinen breiten, grauen Blättern. Gute Mischkulturpflanze auch im Ziergarten – z.B. passt er hervorragend zu den Rosen.
Küchenkresse (Lepidum sativum)
Kein anderes Kraut wächst so willig und schnell: Selbst ausgesät auf einem feuchten Küchenrollen-Papier, keimen die Samen. Ideal auch als „Bodendecker“ im Gemüsegarten – aussäen, ernten oder als Mulch liegen lassen.
Wenn Blumen fehlen, ist es zu spät!
Karl Ploberger im Interview
Wie erklärt sich der Trend, dass wir jedes freie Eckerl bepflanzen?
Prof. Dr. Dieter Kienast (1945 – 1998) sagte: „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er entwickelt das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten ist: Zeit, Raum und Zuwendung“. Ich denke, das bringt es auf den Punkt. Pflanzen beeindrucken durch Farben und Schönheit, sie bedienen unser olfaktorisches Gedächtnis und betören durch ihren „Sound“. Die Stille des Gartens produziert Geräusche, wie das Summen der Bienen, das Zwitschern der Vögel, Zirpen, etc.
Was macht das aus uns?
Sehr pathetisch könnte man sagen: Bessere Menschen. Die Kardinaltugenden des Gärtners, Gelassenheit und Geduld, braucht man auch im Alltag. Und Garteln hält fit. Es ist lustbetonte, sinnvolle, körperliche Betätigung in schöner Umgebung.
Was ist der Mehrwert von Selbstgezogenem?
Offensichtlich ist, dass Basilikum, Himbeeren oder Tomaten aus dem eigenen Garten immer frisch sind und besser schmecken. Darüber hinaus gibt es auch einen nachhaltigen Effekt auf Volksgesundheit und Volkswirtschaft. Wer einmal aus einem Samenkorn einen Paradeiser gezogen hat, weiß den Wert eines Lebensmittels ganz anders zu schätzen und ist auch bereit, für Qualität mehr zu bezahlen.
Was bewirken Blumen?
Blumen bezaubern uns mit Optik und Geruch. Sie sind Stresskiller. Es trug sich bei meiner Gartenreise zu: Wir betraten in England ein Hotel. In der Lobby befand sich ein wunderschönes Blumengesteck. Das Einchecken, das normalerweise zum stressigen Nadelöhr wird, weil jeder gleich seinen Zimmerschlüssel will, wurde zur gelassenen Übung, weil alle die Blumen bewunderten. Umgekehrt, wenn Blumen fehlen, ist es zu spät.
Neben seinem neuen Buch „Best of Karl Ploberger – Der Garten für intelligente Faule“ steht sein Bestseller „365 Gartenfragen und Antworten für intelligente Faule“ (beide av-Verlag) ganz weit oben bei den Verkaufszahlen.