Wiederholen ohne Wiederholung

Der Neuigkeitsgrad ist der Trainingsreiz, wenn es um Koordination geht.

Andreas Zauner
Text: Andreas Zauner

Schon früh morgens, wenn wir mit verschlafenen Augen ins Bad stolpern, um uns die Zähne zu putzen, müssen verschiedene Muskelgruppen und Körperteile in einem harmonischen Bewegungsablauf zusammenspielen. Unser tägliches Leben wird durch Bewegung bestimmt und diese setzt ein hohes Maß an Koordination voraus.

Das zentrale Nervensystem, die peripheren Nerven und unsere Muskulatur arbeiten als Team zusammen, um uns sicher ans Ziel zu bringen. Ähnlich wie bei einem klassischen Konzert ist das Gehirn der Dirigent und die Muskeln das Orchester. Nicht der einzelne Muskel ist entscheidend, sondern das symphonische Zusammenspiel.

 

Minitrampolin, Sterndippings, Dippings sitzend
Minitrampolin, Sterndippings, Dippings sitzend

Die koordinativen Fähigkeiten wie Gehen und Laufen werden schon früh im Kindesalter erworben und begleiten uns das ganze Leben. Vor allem in jungen Jahren vom Kindesalter bis zur Pubertät entwickeln sich diese Fähigkeiten stetig weiter. Je mehr Bewegungserfahrungen in dieser sensiblen Phase gemacht werden, desto höher steigt das individuelle Leistungsniveau. Doch da wir nie aufhören uns zu bewegen, sollten wir auch im fortgeschrittenen Alter diese Fähigkeiten weiter trainieren. Studien zeigen, dass diese mit dem richtigen Training auf einem guten Niveau erhalten werden können. Gute Koordination der Muskeln spielt im Sport und Alltag, beim Erlernen und Durchführen neuer Bewegungen eine wichtige Rolle. Sportler mit guter Koordination lösen Bewegungsaufgaben effizienter, ökonomischer, schneller und erwerben dadurch à la longue eine bessere Technik. Im Alltag kann man rascher auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren. Ältere Menschen mit einer guten Koordination sind weniger gefährdet zu stolpern und können sich im Ernstfall bei einem Sturz besser abfangen. Ob beim Einkaufen, im Straßenverkehr oder bei einer Skiabfahrt, eine ständige Steuerung und Kontrolle der Muskeln ist essentiell.

 

Balancieren am Luftkissen, Balancieren auf Wackelgeräten
Balancieren am Luftkissen, Balancieren auf Wackelgeräten

Die Differenzierungsfähigkeit hilft uns, gezielte Bewegungen mit hoher Präzision und genauem Krafteinsatz auszuführen. Zum Beispiel, den Ski exakt auf der Kante zu fahren, ohne ins Rutschen zu kommen, oder auf der Straße vorsichtig über eine Eisplatte zu laufen ohne zu stürzen. Die räumliche Orientierungsfähigkeit gibt uns Auskunft über die Position und Lage unseres Körpers (Körperteile) im Raum. Auf der Skipiste können wir so unsere Körperposition dem Gelände anpassen oder das sichere Überqueren einer Straße vor einem näherkommenden Auto abschätzen. Um einen Gleichgewichtszustand in Ruhe oder Bewegung bei wechselnden Umweltbedingungen zu erreichen und aufrechtzuerhalten benötigen wir die Gleichgewichtsfähigkeit. Durch diese Fähigkeit können wir unseren Schwerpunkt beim Skifahren richtig verlagern und fallen auch beim Anziehen der Socken im Stehen nicht um. Das Anpassen bzw. Umstellen von Bewegungen aufgrund veränderter Situationen oder Umweltbedingungen gelingt uns durch eine erworbene Umstellungsfähigkeit. Die Bewegungstechnik auf einer präparierten Piste ist eine andere als im Tiefschnee. Ähnlich verhält es sich mit Laufen auf Asphalt oder auf Waldboden mit großen Wurzeln. Die Rhythmisierungsfähigkeit erlaubt uns das Erfassen, Speichern und Wiedergeben eines vorgegebenen Bewegungsablaufs. Beim Skifahren wird diese Fähigkeit bei Formationsfahrten in der Gruppe benötigt, oder beim Tanzen zu guter Musik. Um einer Gefahr auf der Skipiste oder der Straße auszuweichen muss man sich auf seine Reaktionsfähigkeit verlassen können. Sie ermöglicht uns, optische und akustische Signale wahrzunehmen und darauf mit einer schnellen motorischen Reaktion zu antworten. Die Koordination von Teilbewegungen zu einer ganzheitlichen Bewegung ermöglicht uns die Kopplungsfähigkeit. Gleichzeitige Bewegungen von Armen und Beinen werden zum perfekten Skischwung kombiniert, oder helfen uns beim Sprinten.

Das Training der koordinativen Fähigkeiten sollte in keiner Trainingseinheit fehlen und kann mit kleinen Hilfsmitteln spannend und abwechslungsreich gestaltet werden. Doch wie genau? Ganz einfach!

Trainingsgrundsätze:

Es geht um Wiederholen ohne Wiederholung! Übungen müssen ständig variiert und angepasst werden. Der Neuheitsgrad ist der Trainingsreiz. Um neue Bewegungsaufgaben zu meistern, sollte man in möglichst ausgeruhtem Zustand trainieren, um das Gelernte abzurufen, in ermüdetem Zustand.

  • Häufigkeit: 3x/Wo
  • Dauer: ca. 10-15 min.

Übungsbeispiele:

  • Gleichgewichts­übungen auf Wackelgeräten
  • Dippings im Sitzen
  • Einbeinige Landungen auf instabilen Unterlagen (Trampolin)

Wer nicht selbst kreativ werden möchte, oder etwas Hilfe bei der Erstellung solcher Übungen braucht, kann sich bei den Experten des Instituts für Sporttherapie auf diesem Gebiet Tipps und Tricks holen oder sich fertig vorbereitete Koordinationstaschen mit dementsprechenden Übungsgeräten und dazu passenden Übungen ausborgen.