SUPer(l) für alle
Stand Up Paddling
Text: Gerry Ring
Mitte der siebziger Jahre schwappte das Windsurffieber aus Hawaii nach Europa. Wie viele Jugendliche dieser Zeit griffen wir damals gerne neue, trendige Sportarten auf und gingen unter anderem Windsurfen. Die windfreie Zeit nutzten wir, um mit den damals doch eher größeren Boards stehend herum zu paddeln.
30 Jahre später, davon 15 als Snowboardprofi in der World Pro Tour unterwegs, erwähnte ich gegenüber meiner Freundin, dass ich überlege mir so ein neues Stand Up Paddling Board zuzulegen. Das Resultat war höhnisches Gelächter und die Frage, ob ich mich mit knapp 50 endgültig in die Sportpension verabschiede? Fünf Jahre später hat sie drei Boards, ich nur zwei. Das SUP Fieber hat uns voll im Griff. Die Kombination von sensationeller Entspannungsmöglichkeit – der dauernde Griff zum Handy entfällt mangels dritter Hand und außerdem ist Wasser sowieso der natürliche Feind jeglichen elektronischen Geräts – sowie die komplett neue Perspektive der Natur vom Wasser aus, machen Lust auf mehr. Aber den größten Benefit hat man körperlich! Da naturgemäß ein Board auf dem Wasser nicht so stabil ist wie der feste Boden, sind laufend zig Muskeln damit beschäftigt, den Körper in der Stehposition möglichst trocken zu halten. Angefangen von den kleinsten Muskeln im Fuß bis zur tiefen Rumpfmuskulatur, alles kommt dran. Paddelt man dann etwas energischer, gesellen sich auch noch Schulter und Armmuskulatur dazu. Bizeps, Trizeps, Unterarm, Koordinative Fähigkeiten, Gleichgewicht! Jawohl! So muss ein Ganzkörpertraining ausschauen. Dr. Florian Dirisamer, selbst begeisterter Stand Up Paddler, wird das nur allzu gerne bestätigen.
Ist man einmal vertraut mit Board und Elementen, steht den kreativen Möglichkeiten nichts mehr im Weg. Als Steigerung vom stehenden Gewässer vielleicht mal auf die Donau? Ja, sie lesen richtig! Das „Supen“ ist eigentlich so gut wie überall erlaubt, wo ich auch mit dem Kanu fahren dürfte. Verboten ist es lediglich auf Privatseen oder generellen Wassersportverbotszonen. Und ganz wichtig! Gesetzlich bist du gleichgestellt einer Luftmatratze. Heißt, jeder Optimist hat dir gegenüber Vorrang. Ein ‚Superl‘ an einem heißen Tag durch die Wachau oder die Schlögener Schlinge? Oder vielleicht auf einem der herrlichen österreichischen Bergseen und, mit entsprechender Ausrüstung, auf Bächen?
Die Basics
Bereits in kürzester Zeit hat man Erfolgserlebnisse! Wer ein aufblasbares Board sein Eigen nennt, hat das Aufwärmen bereits nach dem Aufpumpen erledigt. Finne noch rein, Board aufs Wasser und erst mal ein wenig weg vom Ufer, bevor man aufsteht. Schulterbreiter Stand mit leicht gebeugten Knien in Höhe der Schlaufe. Wem es am Anfang zu wackelig ist, der kniet vorerst. Das Paddel wird mit beiden Händen, eine am Knauf, die andere in der Mitte des Paddels, entlang des Boards mit dem Paddelblatt nach vorne gerichtet, ins Wasser gestochen und nach hinten gezogen. Wenn das Board anfängt, eine Kurve zu machen, wechselt man den Griff und auf die andere Brettseite. Je energischer wir paddeln, desto mehr müssen wir den Oberkörper gegen das Paddel stemmen um zu stabilisieren. Stand Up Paddling kennt keinen Fitnesslevel und keine Altersgrenze. Der absolute Durchbruch dieser faszinierenden Sportart kam vor einigen Jahren mit der Entwicklung der aufblasbaren Boards. Diese müssen sich in keiner Weise hinten ihren harten Brüdern aus Kunststoff verstecken, haben aber große Vorteile, wie leichter Transport und einfache Lagerung. Inzwischen hat jeder Hersteller eine, für den Laien fast nicht mehr durchschaubare Produktpalette. Es empfiehlt sich daher, sich vor einem Kauf im spezialisierten Fachhandel umfassend zu informieren. Am individuellsten einzusetzen sind die Allroundboards.
Gerry Ring, 53, Snowboardpionier, Diplom Sportlehrer. Versorgt unter anderem die Patienten der Orthopädie und Sportchirurgie Linz- Dr. Dirisamer / Dr. Patsch mit innovativen, modernen Nachbehandlungskonzepten der Firma OPED