Wir sind (alle) Weltmeister
Österreicher werden mit dem Ski-Gen geboren
Der durchschnittliche Skifahrer ist in Österreich eine seltene Spezies.
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war es der Tonai, der schwarze Blitz von Kitz, der der Welt zeigte, wie die Erfinder diesen Sport interpretieren. In den 60er Jahren war der Skisport ein Riesen Karl, der seinen Höhepunkt darin fand, dass jemand, der gar nicht bei Olympia teilnehmen durfte, enthusiastischer gefeiert wurde, als jeder Olympiasieger davor und danach. Dann kam Franz! Der Kaiser hielt dem schier unmenschlichen Erwartungsdruck stand und holte bei der Heimolympiade 1976 die für ihn vorgesehene Goldmedaille im Abfahrtslauf ab. Das macht ihn bis heute zum Volkshelden. Für den unkaputtbaren Hermann hätte alleine sein Sturz in Nagano gereicht, um unsterblich zu werden. Dessen ungeachtet ließ er zwei Olympiasiege, drei Weltmeistertitel und vier Gesamtweltcupsiege folgen. Wer glaubte, das kann man nicht steigern, den belehrte Marcel eines Besseren. Acht Weltcupgesamtsiege in Folge, zwei Olympiasiege, sieben Weltmeistertitel toppten alles bisher Dagewesene. Heute scharren schon viele kleine Marcels, belastet mit der Bürde ihres Vornamens, in den Startlöchern.
Toni, Karl, Franz, Herman oder Marcel – die statistische Chance, dass Sie als Österreicher, je nach Alter, auf einen dieser Namen hören, ist groß. Wir identifizieren uns mit unseren Skihelden, wie die Deutschen (Wir sind Weltmeister!) mit ihren Fußballern. Der Langläufer ist Norweger, der Basketballer Amerikaner. Österreicher werden mit dem Ski-Gen geboren, das ist Teil unserer Identität.
Die obligate Frage des Sporthändlers bei der Bindungseinstellung: „Wie fahren Sie Ski?“, ist hierzulande obsolet. Die Antwort „Super!“ ist alternativlos. Das führt zur falsch eingestellten Bindung und auf der Piste wird das überzogene Selbstbewusstsein zur häufigsten Unfallursache (87 % der Stürze sind selbstverschuldet).
Was die Sicherheit auf der Piste betrifft wurde in den letzten Jahren grandiose Arbeit geleistet. Weil die Skiindustrie ihre Hausaufgaben gut gemacht hat, bleibt der Skifahrer mit all seinen Schwächen als größter Risikofaktor. Menschliches (Un)Vermögen wird zum Maß der Dinge. Für die nächste relevante Verbesserung der Unfallstatistik liegt der Ball eindeutig bei uns selbst.