Früher war alles besser

Ein Satz mit dem man Elefanten betäuben kann.

In Zeiten wie diesen (auch dieser Satz hat starke sedative Wirkung) liegt allerdings viel Wahres darin. Wir alle denken wehmütig an unsere lieb gewonnen alten Begrüßungsrituale mit Umarmungen und Hände schütteln. Wir konnten unsere Freunde und Liebsten unbeschwert herzen. Wir saßen in vollen Vortragssälen, ganz ohne Maske, ebenso wie in Konzerten und Theatern. Die Jungen machten Party, feierten und lachten. Dieser Zustand der seelischen Schwerelosigkeit war für uns selbstverständlich, obwohl, global gesehen, unbeschwertes, molliges Leben nie der Standard war. Trotzdem hatten wir in der westlichen Welt keine Demut ob dieser privilegierten Situation. Jetzt, wo unsere Freiheit oftmals eingeschränkt ist, wird sie uns gewahr. Ein klassischer Fall von verborgener Harmonie. Wir feiern nicht, dass wir zehn Zehen, oder gar zwei Augen haben. Statistisch gesehen haben wir übrigens weniger. Demokratie, Freiheit, Gesundheit, Klima sind Hygienefaktoren, die uns erst bewusst werden, wenn sie uns abhandenkommen.

 

Illustration: peng
Illustration: peng

 

Wann, wenn nicht jetzt, erkennen wir, dass unsere privilegierten Lebensumstände, die so selbstverständlich daherkommen, keine Selbstläufer sind. Wer Demokratie will, muss wählen gehen. Wer in Freiheit leben will, muss sich an Regeln halten. Unsere Gesundheit müssen wir aktiv täglich erneuern. Wenn uns unser Klima etwas wert ist, müssen wir einen Beitrag leisten. Oftmals ist die Wirkung unserer Beiträge schwer zu evaluieren: Was ist für den Gesunden gesund? Was hilft dem Klima wirklich? Für die Rückkehr zum unbeschwerten Leben, die wir alle so herbei sehnen, ist es ganz einfach. Wollen wir unsere Leichtigkeit des Seins zurück, ist die Impfung für jeden Einzelnen und für das Gemeinwohl jetzt der ultimative Beitrag.

Veröffentlicht in Essay