Bullshit-Bonus

 

Primärprävention heißt, durch gesunde Lebensweise Krankheitsursachen hintanzuhalten. In Eigenverantwortung, abgestimmt auf seine individuellen Risikofaktoren, solcherart Vorsorge zu betreiben ist für den Einzelnen und für die Volkswirtschaft die effizienteste und ökonomischste Form von Prävention.

Die Sekundärprävention umfasst Maßnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung. Bei diesem Regime müssen wir alle impfen (sinnvoll) und suchen alle Krankheiten bei allen (weniger sinnvoll). Abgesehen davon, dass Massenscreenings auch Leid erzeugen (Fehldiagnosen, unnötige Therapien mit Nebenwirkungen), ist das sehr teuer. Der Aufwand ist riesig. Alle müssen zur Vorsorgeuntersuchung.

Weil das in Österreich kostenlose Service zu wenig angenommen wird, hat man sich mancherorts entschlossen, einen Bonus dafür zu zahlen. Diese Vorgangsweise desavouiert alle Maßnahmen zur Förderung des Gesundheitsbewusstseins empfindlich. Belohnt man ein Kind dafür, dass es die Hausübung gemacht hat, assoziiert es jedenfalls, dass diese für die Katz ist. Es wird nie mehr verstehen. dass es nicht um die Hausübung, sondern vielmehr um den Lernerfolg geht. Bei der Vorsorgeuntersuchung geht es eben nicht um die Untersuchung, sondern um die Vorsorge zur Erhaltung des „höchsten ­Gutes“, der Gesundheit.

Gesundheit ist ein Wert an sich. Jeder Euro, der ausgegeben wird, um dieses Bewusstsein zu fördern, ist gut angelegt.

Der Bonus für die Teilnahme an der Vorsorgeuntersuchung torpediert jede Bemühung, Eigenverantwortung zu fördern. Wer sich dafür feiern lässt, heischt nach Beifall für Bullshit.