Schneeschaufeln

Zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt

PD Dr. Christian Hoser - Gelenkpunkt
Text: Priv. Doz. Dr. Christian Hoser
Für viele Menschen gehört das Schneeschaufeln im Winter zur regelmäßigen Hausarbeit. Die gesunde Körperertüchtigung an der frischen Winterluft hat jedoch ihre Tücken. Gerade bei Menschen mit Vorerkrankungen oder eingeschränkter körperlicher Fitness kann die vermeintlich harmlose Tätigkeit schnell zu ernsthaften orthopädischen und traumatologischen Problemen führen.
Schneeschaufeln erfordert wiederholte, oft schnelle Bewegungen, bei denen Arme, Rücken und Beine stark beansprucht werden. Die intensive Belastung kann insbesondere bei kalten Temperaturen gefährlich sein, da die Muskulatur verkrampfen kann und das Risiko von Zerrungen oder Verletzungen steigt.
  • Rücken und Wirbelsäule
    Das Heben und Werfen schwerer Schneemassen belastet vor allem die untere Lendenwirbelsäule. Falsche Hebetechniken können Bandscheibenprobleme und akute Rückenschmerzen verursachen.
  • Schultergelenke
    Wiederholte Bewegungen über Kopf oder das Schwenken der Schaufel in einer unnatürlichen Position überlasten die Rotatorenmanschette und andere Strukturen der Schulter. Sehnenentzündungen und Schleimbeutelentzündungen sind häufige Folgen.
  • Knie- und Hüftgelenk
    Bei unfunktioneller Haltung kann Schneeschaufeln auch Knie und Hüfte stark belasten. Dies gilt besonders für Menschen mit bestehender Arthrose in den Gelenken.
  • Herz-Kreislauf-System
    Der Aufwand, schweres Gewicht zu heben, kann die Herzfrequenz und den Blutdruck in die Höhe treiben. Gerade für Menschen mit kardiovaskulären Risikofaktoren oder Herzerkrankungen ist Schneeschaufeln daher eine Tätigkeit, die mit Vorsicht ausgeübt werden sollte.

 

@ IStock/FATCAMERA

Typische Verletzungen 

Orthopädische und traumatologische Praxen verzeichnen im Winter eine steigende Zahl an Patienten mit Verletzungen durch Schneeschaufeln. Zu den häufigsten gehören:
  • Hexenschuss (Lumbago)
    Plötzlicher Schmerz in der Lendenwirbelsäule, oft durch eine falsche Bewegung oder das Drehen beim Werfen des Schnees ausgelöst.
  • Bandscheibenvorfall
    Zu hohe Belastung kann die Bandscheiben der Wirbelsäule schädigen, was zu langanhaltenden Schmerzen und sogar zu motorischen Einschränkungen führen kann.
  • Sehnenentzündungen
    Überbeanspruchung der Sehnen in Hand, Schultern und Ellbogen führt zu Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen, z.B. Tennisellbogen.
  • Knieverletzungen
    Verdrehen oder Überbelasten der Kniegelenke kann Bänder und Knorpel schädigen und bestehende Beschwerden verschlimmern.
Das Schaufeln von Dächern und Solaranlagen birgt erhebliche Risiken. Es wbesteht die Gefahr, dass Personen abrutschen und schwere Stürze erleiden, vor allem auf steilen oder rutschigen Flächen. Es empfiehlt sich daher, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen oder spezielle Hilfsmittel wie Schneeharken mit langen Griffen zu verwenden, um den Schnee sicher aus der Distanz zu entfernen. Eine Absturzsicherung, wenn man es selbst macht, ist unabdingbar da jedes Jahr mehrere Todesfälle durch Abstürzen bei dieser Tätigkeit in Österreich verzeichnet werden.

Richtig Schaufeln

Vor allem ältere Patienten oder Personen mit Vorerkrankungen sollten über die Risiken informiert werden. Als Ärzte können wir unseren Patienten wertvolle Tipps mit auf den Weg geben.
  • Aufwärmen
    Bevor es an die Arbeit geht, ist ein kurzes Aufwärmen sinnvoll, um die Muskeln vorzubereiten. Einfache Dehnübungen für Rücken, Schultern und Beine können helfen, Verletzungen vorzubeugen.
  • Richtige Hebetechnik
    Beim Heben immer aus den Knien heraus arbeiten, den Rücken gerade halten und nicht mit verdrehter Wirbelsäule schaufeln.
  • Schwere Ladungen
    sollten vermieden und stattdessen kleinere Mengen Schnee genommen werden.
  • Die richtige  Schaufel
    Eine ergonomische Schaufel mit langem Griff und leichtem Gewicht entlastet den Rücken und ermöglicht eine sicherere Haltung.
  • Pausen einlegen
    Wer große Flächen zu schaufeln hat, sollte regelmäßig Pausen machen, um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen.
  • Alternativen suchen
    Bei bestehender Rücken- oder Herzerkrankung kann es sinnvoll sein, nach Alternativen zu suchen, wie zum Beispiel Räumdienst oder Schneefräse.

Fazit

Schneeschaufeln sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Mit der richtigen Technik und Vorsicht können viele Verletzungen und/oder Beschwerden vermieden werden. Behalten Sie die Gefahren im Blick und setzen Sie proaktiv Schritte, um gesunde Bewegung an der frischen Luft ohne unnötige Beschwerden zu genießen.