Treffpunkt Blumenuhr
Zu Fuß in Wels
Den Schlüssel zu Wels habe ich jedenfalls schon gefunden“, denke ich mir, als Florian Fritsch den Löwenkeller aufsperrt und uns, wie gelernt, vier Bier zapft. Solchermaßen gestärkt, beginnen wir unseren Rundgang.
Durch Wien führte mich der vagabundierende Sozialwissenschafter, Univ. Prof. Dr. Girtler, durch Innsbruck ein Historiker, die Welser machen das persönlich. Meine Begleiter zu Fuß durch Wels sind Bürgermeister Dr. Andreas Rabl, DI Horst Felbermayr und Mag. pharm. Florian Fritsch
„Da ist ja der Bürgermeister“, freut sich eine elegante ältere Dame in der Hafergasse. „Und die anderen Herren kenne ich auch! Sie sind doch der Apotheker?“, meint sie zu Florian Fritsch, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Richter Pharma. Die charmante Damenbegleitung bleibt uns noch eine Zeit lang erhalten. Obwohl zweitgrößte Stadt Oberösterreichs: Wels ist familiär.
Die Hafergasse ist das Szeneviertel von Wels. Ob im Verdacht auf einen Drink, im Olivi bei leichter mediterraner Kost, im urbanen Löwenkeller, einem der schönsten Lokale von Wels und seit Jahrzehnten eine Bank für die gehobenen Esskultur, oder auf ein Glas Wein im traditionellen Stadtheurigen Kletzmair, ehemals Neumayr, hier findet sich für jede Gelegenheit die richtige Location. Hier trifft sich Wels.
Gleich ums Eck, Altstadt 15, betreten wir einen entzückenden kleinen Platz. Hier wird Wels patschierlich. Die Häuser wie zu klein geraten, Blumenschmuck an den Fenstern. Hinter uns öffnet sich der Burggarten. Das muss die Seele von Wels sein. Man wähnt sich im Kern einer historischen deutschen Kleinstadt. „Wir sind eine saubere und sichere Stadt“, wählt der Bürgermeister dramaturgisch sorgfältig den besten Platz für diese Aussage.
Burggarten mit Burg und dem „Rothaus“ sorgen dafür, dass sich das Auge nicht umgewöhnen muss. Der wunderschöne Ziegelbau, der den Burggarten mit dem Stadtplatz verbindet, gehörte früher Salome Alt, der geliebten des Erzbischofs von Salzburg. Für 16jährige Gymnasiasten, deren Existenz darin bestand, hauptberuflich cool zu wirken, waren Umwege nicht wirklich attraktiv. Aber der Burggarten hat uns regelmäßig dazu motiviert, unseren Schulweg zum Kolpinghaus zu verlängern.
Am Mühlbach entlang geht es vorbei am ehemaligen Finanzamt, dem Wasserturm, der die Wasserversorgung von Wels garantierte, sowie an der Rückseite der Minoriten. Das charmante Veranstaltungszentrum mitten in Wels hält der Bezeichnung „Hofburg“ von Wels spielend stand. Kongresse, wie das interdisziplinäre Symposium des Instituts für Sporttherapie finden hier ein unvergleichliches Umfeld. Mitten in der Stadt, umgeben von der Beislszene, den schönsten Plätzen, wie Stadtplatz und Ring und ganz nebenbei, mit ca. 800 Betten in Zentrumsnähe. Sophie Schick vom Hotel Hauser, Mag. Michael und Markus Ploberger vom gleichnamigen Hotel, Helmut Platzer mit Tochter Alexandra vom Bayrischen Hof, das Media im Traunpark, sowie der Kremsmünstererhof kümmern sich direkt im Zentrum um die Gäste. Das Rundum-Service für den Veranstalter, Zimmerabwicklung, Beflaggung, etc. zeichnet sich durch kurze Wege aus. Auch in der Businesstouristik zeigt Wels seine persönliche Note.
Der Weg entlang des Mühlbachs führt uns vorbei am Wahrzeichen von Wels, dem Ledererturm, und einem Faktotum der Welser Lokalszene, der Haiderstube, durch die Fabrikstraße (wenig charmant die Puffmeile von Wels genannt) zum höchsten Haus von Wels. Das Maria-Theresia-Haus ist 86 m hoch und wurde 1962 erbaut. Das Haus wird gerade generalsaniert, was die Möglichkeit bietet, mit einem Außenlift auf das Dach zu gelangen, zumindest, wenn man mit dem Bürgermeister unterwegs ist. Hier gerät Horst Felbermayr in sein Element als Baumeister und liefert technische Details. Der höchste seiner blauen Kräne reicht in z.B. eine Höhe von 192 m. Vom Dach haben wir den perfekten Überblick über die Stadt, mit Ledererturm, Krankenhaus, Trabrennbahn, Messegelände und erstaunlich vielen Grünflächen. Darüber hinaus erkennt man aber auch die zentrale Lage der Stadt in Oberösterreich. Im Süden reicht der Blick bis ins Salzkammergut, nach Westen weit ins Hausruckviertel hinein, im Norden über Linz hinaus bis ins Mühlviertel und im Osten liegt das Ennstal. Aus diesem Blickwinkel wird einem die geopolitische Bedeutung der Stadt bewusst. „Das müssen wir noch viel besser nutzen“, weiß der Bürgermeister. À propos Zentrum, der Mittelpunkt von Oberösterreich befindet sich tatsächlich am Südrand der Stadt, am Forstbesitz von Florian Fritsch, ganz in der Nähe vom „Wirt am Berg“.
Unser Weg zurück führt durch das Messegelände. Wels ist Messe. Jeder verknüpft damit Erinnerungen und Geschichten. Ein Messebesuch bedeutete für mich als Kind eine „große“ Reise vom Salzkammergut in die Stadt. Shopping in der Halle der Nationen, ich weiß nicht mehr – schlagt mich tot – was wir dort erstanden haben, und natürlich Volksfest mit Autodrom und Bratwürsteln. Rabl, Fritsch und Felbermayr geraten in kulinarische Verzückung. Bratwürstel am Volksfest sind das typische Menü für Wels. Ich erhebe Einspruch. Die kulinarische Visitkarte von Wels sind allemal Hascheeknödel mit Gulaschsaft, z.B. beim Knödelwirt Irger in der Neustadt. Diese Kombi hat selbst im Knödelland Oberösterreich Alleinstehungscharakter.
„Hier in der Weinhalle wurden wir zur Sperrstunde manchmal vom Ordnerdienst nach Hause geschickt“, so die Jugenderinnerungen von Florian Fritsch. Der Halle sieht man ihre Jahresringe allerdings schon an. „Da muss was passieren“, so der Bürgermeister. Allen gemeinsam ist uns die Erinnerung an das geheime Wahrzeichen von Wels. „Treffpunkt Blumenuhr“, hieß es immer, wenn sich der Vater noch ein Bier kaufte und wir noch Autodrom fahren durften. „Die Blumenuhr wird gerade völlig neu wiederhergestellt und es wird sie nicht mehr nur zur Messezeit, sondern ganzjährig geben“, gerät der Bürgermeister in positive Vibrationen. Auch wir können unsere Rührung nicht ganz verbergen.
Gegenüber dem Messehaupteingang liegt die Moritz-Etzold-Halle, noch ein Bauwerk, das das Zeug zum Wahrzeichen hat. Erbaut in den 1930 Jahren besticht sie bis heute mit eigenständiger Architektur und Funktionalität. Hier hat jeder von uns nicht nur, wie damals üblich, Tennis gespielt, sondern auch geturnt, Speer geworfen, gelaufen und, in meinem Fall, die Sportmatura abgelegt. Dass wir uns alle noch erinnern können, dass hier Großfeldhandball gespielt wurde, wo es doch diese Sportart schon Jahrzehnte nicht mehr gibt, bringt uns in kognitive Dissonanz mit unserer gefühlten Jugend. Hinter der Halle, entlang der Traun läuft Wels. Das beliebte Laufdorado ist eine der schönsten Laufstrecken Oberösterreichs.
In der Volksgartenstraße geht es an den alten Villen vorbei. Hier baute sich das Bürgertum um die Jahrhundertwende, in Traun(m)lage das angemessene Domizil. In der beschaulichen Traungasse befindet sich ein Kleinod der Stadt. Felix Strauß, eine handwerkliche Institution, fertigt in seinem außergewöhnlichen Geschäftslokal Maßschuhe, nicht nur für qualitäts- und modebewusste Welser.
Über den Stadtplatz lotst uns Horst Felbermayr in seine persönliche Lieblingslocation, zu Heidi und Sigi Gollner ins La Dolce Vita in der Pfarrgasse. Mit einem guten Glas Wein stoßen wir auf unser Wels an. Wels ist familiär, persönlich und gemütlich.
Die „Reiseleiter“
Florian Fritsch
Studium: Pharmazie, Innsbruck
Funktionen: Vorsitzender des Aufsichtsrates der Richter Pharma AG, Vertreter der WKÖ im Tiergesundheitsdienst, Beirat im Bundesministerium für LAWI, Mitglied des Pharmaausschusses der WKÖ und Mitglied im Gremium Arzneimittel Handel WKOÖ. Präsident Ruderclub Wels
Lieblingsplatz in Wels: In meiner Adler Apotheke am Stadtplatz und im 8er Ruderboot auf der Traun bei meinem Ruderclub
Mein Wels-Erlebnis: Im Segelflieger über Wels… Nach der sehr spannenden öffentlichen Ersteigerung des Grundstückes für den Welser Ruderclub im Mai 1999, hab ich sehr entspannt vier Stunden bei herrlicher Thermik über Wels gekreist
Andreas Rabl
Studium: Rechtswissenschaften, Uni Wien
Funktionen: Selbstständiger Rechtsanwalt, Fachhochschullektor, seit 2001 Gemeinderat der Stadt Wels, 2009-2012 Stadtrat Bauen und Wohnen 2012-2015 Vizebürgermeister, seit 09.11.2016 Bürgermeister der Stadt Wels
Lieblingsplatz in Wels: Café beim Welios im Volksgarten
Mein Wels-Erlebnis: In Wels besuchte ich mein erstes Popkonzert auf der Trabrennbahn – ich glaube es waren die Beach Boys. Wels war damals Zentrum der Popkonzerte in OÖ – ein Ziel, das wir wieder anstreben.
Horst Felbermayr
Studium: Bauingenieurwesen, TU Wien
Funktionen: CEO Felbermayr Holding, Vizepräsident der Messe Wels
Lieblingsplatz in Wels: Stadtplatz
Mein Wels-Erlebnis: Meine Kindheit und Jugend im Welser Turnverein