Energie ist meine DNA
Warum der Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich nicht nur Strom meint, wenn er von Energie spricht, weiß Leben à la carte.
Herr Generaldirektor, wie ist Ihr Verhältnis zu Strom?
Energie ist meine DNA! Bei uns zu Hause war das Thema allgegenwärtig. Mein Vater arbeitete bei der OKA. Es war logisch, dass ich selbst mit 15 Jahren, 1972 in der Lehrwerkstätte Gmunden die Lehre zum Starkstrommonteur begann, die ich 1975 abschloss. Anschließend arbeitete ich beim Freileitungsbau in Schärding. Da ich in Riedau aufgewachsen bin, war das für meine Eltern eine willkommene Rückkehr nach Hause. Ich dachte aber: „Das kann es noch nicht gewesen sein“. Ich begann 1977 mit der Abend-HTL in Linz, an der ich 1982 die Matura ablegte. Bei der OKA war ich da im Vertrieb. Ich wollte Jus studieren und holte daher noch Latein nach. 1983 begann ich dann mit dem Jus-Studium und spondierte 1987. 1989 bis 1995 war ich Leiter der Schulungsabteilung. Parallel dazu schrieb ich meine Dissertation an der Uni Innsbruck zur Liberalisierung des europäischen Energiemarktes. 1998 wurde ich Vorstand bei der Ferngas AG, bis 2002, dann Technikvorstand bei der Energie AG. Parallel dazu machte ich meinen Master in Toronto und anschließend ein Doktorat in Volkwirtschaft an der Johannes Kepler Uni in Linz.
Klingt nach dem maßgeschneiderten Traineeprogramm für einen Generaldirektor der Energie AG.
Mit 1. März 2017 wurde ich berufen.
Gab es externe Angebote?
Ja, einmal wurde es sogar sehr konkret. Aber in meinen Adern fließt eben Strom, so „musste“ ich wieder bleiben.
Was fällt einem so breit und tief gebildeten Österreicher bei einem Blick auf unser Bildungssystem auf?
Mir kommt vor, da geht alles mehr auf Zuruf. Ein schlechter Pisa-Test, entsprechend gepusht von der Presse, löst bei uns eine Bildungsdiskussion aus. Eine wirkliche Strategie in Hinblick darauf „Wofür steht Österreich?“, außer für Mozartkugeln und Lipizzaner, kann ich nicht erkennen. Man müsste doch fragen, was ist unser Anspruch, um international zu bestehen und welche Leute braucht es dafür. Lenin sagte: „Du kannst nur mit den Leuten eine Revolution machen, die du hast, denn andere hast du nicht“. Ich denke, wir brauchen naturwissenschaftlich gut ausgebildete Leute und vor allem Sprachen, Sprachen, Sprachen. Mir ist es zum Beispiel ein Rätsel, wie wir eine Koch- und Kellnerausbildung haben können ohne Englisch. Wo bitte, soll der arbeiten? Slowenen, Tschechen, Norweger – alle sprechen zwingend Englisch. Nur wir in unserem Grätzldenken verlassen uns auf eine Sprache, die gerade einmal von 130 Millionen gesprochen wird.
Wie wird sich die Energiezukunft gestalten?
Alternative Energieformen werden sich sowohl in der Stromproduktion als auch in der Mobilität durchsetzen. Ohne Zweifel ist das Ende des CO2-Zeitalters eingeleitet. Aber nicht, weil es an Öl oder Gas fehlt – die Steinzeit ging auch nicht zu Ende, weil wir zu wenig Steine hatten –, sondern weil uns die Technik komplett neue Möglichkeiten wie z.B. Wasserstofftechnologie oder Fusionsreaktoren in der Kerntechnologie ermöglichen. Die Frage ist, wann wird diese Zukunft beginnen? Ich denke, hier braucht es noch viel Geduld und der Wunsch, es muss morgen schon anders werden, ist mehr als unrealistisch.
Was macht ein Generaldirektor außer Strom zählen und studieren?
Meine Leidenschaft gehört zwei großen Hobbies, das ist die Jägerei und Skifahren. Ich habe die Jagd am Traunstein seit 2004 mit Kollegen gepachtet. Sie bereitet mir viel Freude und den nötigen Ausgleich zum Berufsalltag.
Was hält die Zukunft für sie persönlich bereit?
Ich hoffe auf Gesundheit und versuche meine Spannkraft in Muskulatur und Kopf zu erhalten. Meinen Traum, ein Buch zu schreiben, muss ich jedenfalls realisieren, einen Roman, den ich schon fertig im Kopf habe.