Knäckebrot und Kipferltunker

Knäckebrot [kneke:bro:t]:

1. Skandinavische Spezialität, eignet sich zur freudlosen, lustfreien Ernährung
2. Mensch mit Lebenserwartung in Überlänge, wobei Gehirn und Gemüt wegen Überanspruchung nur bis zur Hälfte der Lebenszeit ausreichen (vgl. Fadiseur). In Bayern ist die trockene skandinavische Brotsorte Synonym für einen blutarmen Menschen mit dem Charme einer Zentralheizung (Konversationslexikon von Gerhard Polt).

 

 

Sag mir, welches Brot Du isst und ich sage Dir, wer Du bist. Was im Körberl liegt, sagt viel über den User. Brötchen isst der Norddeutsche. Preußisch korrekt belegt, dazu ein Kännchen „Kafffe“, ist er ein bisschen fad, aber kein Kipferltunker. Im Süden der BRD erfreut sich der Leberkäsjunkie starker Verbreitung. Spätestens seit dem gleichnamigen Krimi ist der Eberhofer das Sinnbild für den urtypischen Bayern, der beim Verzicht auf Leberkässemmel und ein Helles den Untergang des Abendlands herbeiwähnt. Beim Joursemmerl mit Mortadella entsteht unwillkürlich das Bild einer feinen Dame in einem Reservat, wie dem schwarzen Kameel oder dem Sacher in Wien.

Wenn sich beim Frühstück zwei Eier im Glas mit einem Schnittlauchbrot paaren, ist der Ur-Wiener nicht weit, archetypisch verkörpert durch die Pappmaché-Figur des Peter Altenberg im Café Zentral. Bei Speckbrot entsteht im Kopf unmittelbar das Bild des Bergbauern mit klobigen Händen, wie sie Egger-Lienz zu malen wusste. Die hemmungslose Paarung Nutellabrot mit Essiggurkerl ist verlässlicher als jeder Schwangerschaftstest. Das Burgerbrötchen steht für den US-Citizen – aber ist das eigentlich Brot?

Geschnitten Brot ist die Zuordnung von Menschenschlag zur Brotkultur jedoch nicht. Butterbrot mit Quargel paart sich besser mit Bauarbeiter als mit Bundeskanzler. Trotzdem wurde Viktor Klima für seine bescheidene Leibspeise von seiner damaligen Frau, Sonja, bewundert.

Bleibt offen: Isst der Papst ausschließlich geweihtes Brot? Isst Donald Trump Brot? Isst Greta Thunberg?