Sauer macht lustig

Essig versüßt den Alltag

Ellinor Wiesauer
Text: Ellinor Wiesauer

Sauer macht lustig

 

Das älteste lagerfähige Lebensmittel der Menschheit hat eine lange Tradition. Römische Legionäre hatten „Posca“ in ihren Feldflaschen, ein Gemisch aus Wasser und Essig. Die Säure des Essigs desinfizierte das oft verschmutzte Trinkwasser. Die alten Ägypter legten Fleisch in Essig und Honig ein, um es haltbar zu machen. In Pestzeiten banden sich die Ärzte mit Essig getränkte Lappen vor Mund und Nase und man reinigte die Häuser mit Essig.

Schon Hippokrates berichtete über die Nützlichkeit von Essig bei Atemwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden. Im ersten Jahrhundert nach Christi erläuterte der Ackerbauschriftsteller L.J.M. Columella die Herstellung von Essig aus Wein, Feigen und Gerste. Im Mittelalter befassten sich Hildegard von Bingen und Nostradamus mit der Wirkung und Verwendung von Kräuteressig, der unter anderem für Einreibungen des Körpers verwendet wurde.

Herstellung

Essig entsteht durch die Fermentation von alkohol- oder zuckerhaltigen Flüssigkeiten mit Essigsäurebakterien (Essigmutter), oder durch das Verdünnen von Essigessenz. Diese Essenz entsteht aus Essigsäure, die entweder aus Holzabfällen oder synthetisch gewonnen wird.

Arten

Bei den Gärungs- oder Fermentierungsessigen unterscheidet man nach dem Grundstoff, der verwendet wird, in z.B. Branntweinessig, Weinessig, Frucht- Obst- oder Gemüseessig. Aceto Balsamico wird aus eingekochtem Traubensaft gewonnen. Eine spanische Spezialität ist der Sherryessig, eine österreichische der Hesperidenessig. Benannt ist dieser nach den Hesperiden, den Hüterinnen des Baums mit den goldenen Äpfeln, die den Göttern in der griechischen Mythlogie ewige Jugend verliehen. Aromatisierte Essige werden mit Gewürzen, Kräutern oder Früchten versetzt. Weltweit werden nur zirka 0,4 % Vollfruchtessige verwendet, die aus dem Saft von frischen Früchten hergestellt werden.

 

Schon Kaiserin Sisi benutzte Apfelessig, um ihr Haar vor Spliss zu schützen.
Schon Kaiserin Sisi benutzte Apfelessig, um ihr Haar vor Spliss zu schützen.

Verwendung

Aus der Küche ist Essig als Würzmittel nicht wegzudenken. Nicht nur für feine Salatmarinaden, sondern auch für eingelegtes Gemüse und Obst und für die Herstellung von Senf wird Essig eingesetzt. Essig kann Bitterkeit mindern, Fleisch zart machen und den Geschmack eines Gerichts betonen. Mit Wasser verdünnter Essig ergibt ein erfrischendes Getränk.

Mit Wasser verdünnt, dient Essig als Allesreiniger, mit dem sich etwa Kalkflecken gut entfernen lassen oder beim Fensterputzen ein schöner Glanz zurück bleibt.

Bei der Schönheitspflege ist der Essig ein wunderbares Hausmittel. Schon Kaiserin Sisi benutzte Apfelessig, um ihr Haar vor Spliss zu schützen. Ein Fußbad mit Essig hilft gegen Schweißfüße und als Badezusatz regt er die Durchblutung an. Verwendet man statt Weichspüler einen Schuss Essig, wird nicht nur die Wäsche kuschelweich, sondern wirkt dies auch gleichzeitig Kalkablagerungen entgegen.

Essigwickel wirken fiebersenkend, wussten schon unsere Großmütter. Dafür wird ein Tuch mit Essig richtig nass gemacht und Waden und Füße des Patienten eingewickelt. Die Einwirkzeit beträgt etwa eine halbe Stunde.

Fazit: Essig macht nicht nur lustig, sondern auch sauber, gesund, schön.

 

Bärlauchessig – Jetzt ist der Bärlauch reif. Aus den Blüten kann man einen Essig mit knoblauchähnlichem Geschmack herstellen. Dafür die gewaschenen, gut abgetrockneten Blüten mit ein paar Bärlauchblättern in einer Flasche mit Weinessig aufgießen und ca. zwei bis vier Wochen ziehen lassen.
Bärlauchessig – Jetzt ist der Bärlauch reif. Aus den Blüten kann man einen Essig mit knoblauchähnlichem Geschmack herstellen. Dafür die gewaschenen, gut abgetrockneten Blüten mit ein paar Bärlauchblättern in einer Flasche mit Weinessig aufgießen und ca. zwei bis vier Wochen ziehen lassen.