Leben ala Carte – 1703

Let‘s dance

Tanzen ist mehr als rhythmische Bewegung

Michaela Peterstorfer © Mel Mariposa Art
Text: Michaela Peterstorfer

Baby“ Frances Houseman und ihr Tanzlehrer Johnny Castle alias Patrick Swayze haben einen Boom ausgelöst, den sie sich zum Zeitpunkt des Filmdrehs wahrscheinlich nicht erträumten. Der Kinofilm „Dirty Dancing“ feiert heuer sein 30-Jahr-Jubiläum. Was seither geschah, lässt sich in den Tanzschulen weltweit ablesen. Tänze wie Mambo, die betont sexy und kraftvoll sind, oder auch Rumba oder Salsa trieben und treiben bis heute junge und nicht mehr ganz junge Menschen in die Clubs. Viele wollen so tanzen wie Johnny. Zumindest ein bisschen wie Johnny.

 

Let‘s dance. Tanzen ist mehr als rhythmische Bewegung

 

Auch Fernsehshows wie „Dancing Stars“ befeuern den Trend. Tanzkurse sind wieder in. Ob ChaChaCha, Discofox oder Wiener Walzer: Die Österreicher lassen sich für Bälle und Hochzeiten meist kurzfristig in den Tanzschulen parketttauglich trainieren.

Seit Urzeiten habe die rhythmische Bewegung – so die Ansicht der Wissenschaft – wesentlich zur Weiterentwicklung des Menschen beigetragen. Ein im Fachblatt „Scientific Reports“ publizierter Bericht geht über den reinen Sport hinaus. „Wer tanzt, sendet Signale über seinen Gesundheitszustand“, so der Grundtenor. Tanzen habe zwar keine Überlebensfunktion, spiele aber bei der Partnersuche eine wichtige Rolle. Die soziale Funktion kommt dazu, und der Umstand, dass das Tanzen nach einem anstrengenden Berufsalltag der ideale Ausgleich sein kann. In einer Studie mit Tangotanzenden Paaren konnten Forscher der deutschen Universität Oldenburg nachweisen, dass beim Tanzen die Konzentration des Stresshormons Cortisol im Speichel sinkt. Der Stress verfliegt, Beruhigung tritt ein. Der gesundheitliche Aspekt für berufstätige Menschen ist also nicht zu unterschätzen.

Der Musikkognitionsforscher Gunter Kreutz dokumentierte in einem Spiegelinterview das Ergebnis großer epidemiologischer Studien, wonach erwiesen sei, dass Paartanzen das Demenzrisiko erheblich reduziere – und zwar um 76 Prozent, und damit weitaus besser wirke als Kreuzworträtsellösen, 47 Prozent, und Lesen, 35 Prozent. „Wir wissen, dass musizierende Kinder ihre verbale Merkfähigkeit verbessern“, so Prof. Kreutz. Dieser positive Effekt gelte auch für Erwachsene. Tanzen ist eine komplexe Angelegenheit, die Motorik, Aufmerksamkeit, Langzeitgedächtnis und Kurzzeitgedächtnis beanspruche. „Es wird weit unterschätzt, wie viel Hirnkapazität das gemeinsame Tanzen in Anspruch nimmt!“

 

Let‘s dance. Tanzen ist mehr als rhythmische Bewegung

 

Tanzen wirkt auch auf die Psyche. „Wir gehen davon aus, dass der Rhythmus die Menschen antreibt, auch wenn die Motorik durch Erkrankungen gestört ist“, so Prof. Kreutz. Mit Medikamenten und Operationen behandelt man medizinische Probleme. Das ist essentiell. Für Wohlbefinden und Lebensqualität braucht der Mensch aber mehr.

Bewegungsmangel und Übergewicht bei unseren Kindern sind ein omnipräsentes Thema. Tanzen ist hier ein attraktives Angebot. In Studien ist belegt, dass tanzende Schüler der Grundstufe weniger aggressiv sind als ihre Mitschüler. Die Kinder profitieren körperlich und seelisch. Sich früh mit dem Tanzvirus anzustecken ist ein Benefit für die Gesundheit. Es ist aber nie zu spät, mit dem Tanzen anzufangen.

 

Let‘s dance. Tanzen ist mehr als rhythmische Bewegung

 

1. Herzsache
Das Herz-Kreislaufsystem wird leistungsfähiger.

2. Haltung
Gute Körperspannung ist Voraussetzung beim Tanzen. Die Mus­keln werden tonisiert, die Wirbel­säule wird beweglicher und stabiler.

3. Gut koordiniert
Tanzen ist Koordinationstraining pur und Geschicklichkeit ist der Jugendlichkeitsfaktor schlechthin.

4. Leichter leben
Beim Tanzen verbrennt man Kalorien. Der Stoff­wechsel / die Fettverbrennung wird aktiviert.

5. Selbstbewusst auftreten
Taktvolles Benehmen in Verbindung mit dem Knüpfen von sozialen Kontakten macht uns gesellschaftlich alltagstauglich. Tanzen ist dafür eine attraktive Schule.

6. Gut gelaunt
Die Glückshormone Serotonin und ACTH werden vermehrt produziert. Die Betaendorphine tanzen mit, machen uns leistungsfähiger und problemlösungsorientiert.

7. Denken hilft
Die Synapsen jubeln. Die verbesserte Vernetzung von Gehirnzellen steigert Lernvermögen und Gedächtnis.

8. Nebenwirkungen erwünscht.
Alles tanzt mit, der gesamte Bewegungsapparat und alle Organe werden aktiviert.

9. Muskelarbeit
Tanzen verlangt den Muskeln alles ab: Koordination, Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft.

 

“Zu uns kommt man auch wegen der familiären Atmosphäre. Unser Klientel kommt aus allen sozialen Schichten und Altersstufen. Jeder Kunde hat seine eigene Geschichte, so wie z. B. der 63-jährige pensionierte Landwirt Johann Wiesinger, der vor drei Jahren dachte, „Des lern i nie“. Mittlerweile absolvierte er die Bronzestufe. Discofox, Rumba, Boogie und West Coast Swing sind für ihn kein Fremdwort mehr. Er war körperlich schwer angeschlagen, von der harten Arbeit in der Landwirtschaft und vom Schichteln im Ziegelwerk. Mit medizinischer Behandlung und Physiotherapie ging es langsam aufwärts. Damals bekam er den Tipp mit dem Tanzen. Ein Jahr lang war er völlig beschwerdefrei.” Christoph Hippmann

“Paare, die bei uns einen Tanzkurs buchen, sind angekommen, denn sie nehmen sich füreinander Zeit, lernen gemeinsam etwas Neues, dabei müssen sie aufeinander Rücksicht nehmen und üben sich in gegenseitigem Respekt. In Summe gesehen ist das ein großes, gemeinsames Projekt. Der Tanzkurs wird so zum wöchentlichen Kurzurlaub.” Prof. Dkfm. Thomas Schäfer-Elmayer

“In der 8. Klasse zog ich mir den schwarzen Anzug an, kletterte über die Stiftsmauer und ging zum Tanz, um Mädchen kennen zu lernen. Obwohl das ein Grund für einen Verweis von der Stiftsschule gewesen wäre. Es ist nicht allzu lange her, da war Tanzen eine der wenigen akzeptierten Optionen, dem anderen Geschlecht näher zu kommen. Tanzen ist immer ein Spiel mit der Nähe. Man tanzt (rituell) um Gott näher zu sein, man tanzt um der Parterin näher zu kommen, man tanzt manisch im Drogenrausch, um sich selbst näher zu sein. Je nach Kultur hat das Tanzen eine andere Bedeutung. Auf den Breughel Bildern sieht man, wie beim Dorftanz die Partnerinnen an sich gerissen werden, also rau getanzt wurde. Der Hoftanz war dem Adel vorbehalten. Dort wurde nach strenger Etikette getanzt. Dass heute in der Tanzschule auch Benehmen vermittelt wird, geht darauf zurück. Weil wir heute alle Adelige sind, können wir heute alle tanzen. Am meisten getanzt wurde immer in den schlechten Zeiten. Sowohl nach dem ersten, als auch nach dem zweiten Weltkrieg hat man beim Tanzen entspannt, um die Sorgen zu vergessen.” Univ. Prof. Dr. Roland Girtler

“Tanzen – regelmäßiges Tanzen – verbunden mit dem Erlernen von immer wieder neuen Schrittfolgen, so haben es eine Reihe von berühmten und anerkannten Wissenschaftlern bestätigt, bringe unsere „eventuell eingeschlafenen“ Hirnzellen wieder auf Trab! Die vielen Bereiche des menschlichen Lebens und Erlebens miteinander werden durch Tanzen in einem ungeahnten Ausmaß positiv, sowohl im psychischen als auch im physischen Sinne beeinflusst. Die österreichischen Qualitätstanzschulen sind ein Garant für viel Freude am Tanzparkett!” Ferry Polai

Informationen zur Tanzschule Hippmann auf www.tanzschule.at oder unter 07242 / 45095.